: Minenräumer, Mord und deutsche Moneten
■ Mord in taiwanesischer Armee steht im Kontext mit illegalem BRD-Rüstungsexport
Bremen (taz) – Im Frühjahr wehrte sich die Werft Abeking & Rasmussen im niedersächsischen Lemwerder noch vehement gegen den Vorwurf, sie habe illegal hochmoderne Minenkampfboote an Taiwan geliefert. Vier „Mehrzweck-Küstenversorger“ seien das gewesen, geliefert an die China Petrol Corporation, erklärte die Werft. Doch die Ausrede platzte: Die taiwanesische United Daily News berichtete, bei einer geplanten Parade würden erstmals auch vier Minenkampfboote aus Deutschland dabei sein. Die Boote „werden jetzt in den Dienst der Marine gestellt“, schreibt das Blatt unter Berufung auf offizielle Militärquellen. „Wegen eines Geheimhaltungsabkommens konnten die Schiffe nur als Küstenversorger gelten. Das Foto zeigt ein Minensuchboot während der Bauzeit auf der Werft Abeking & Rasmussen ...“
Um die Kontakte zu den taiwanesischen Auftraggebern konkurrierte die Lürssen-Werft auf der anderen Weser- Seite auf bremischem Gebiet. Wie der WDR jetzt nachweisen konnte, steht der Mord an einem taiwanesischen Oberst, dem Chef des Beschaffungsamtes, im Kontext zu deutschen Konkurrenten um das illegale Geschäft. Drei Wochen vor dem Tod des Oberst Yin im Dezember 1993 hatte der Bremer Bürgermeister Klaus Wedemeier – als Bundesratspräsident in Ostasien unterwegs – den taiwanesischen Staatspräsidenten besucht. Mit im Wedemeier-Gefolge: Abeking-Konkurrent und Werftchef Friedrich Lürssen.
Die Werft Abeking & Rasmussen war sich 1990/91 ihrer Sache sogar so sicher, daß sie drei Marineoffiziere nach Taiwan schickte, um dort der Petrol Company die Bedienung der angeblich friedlichen Küstenversorger zu erklären. Und während der Verdacht geäußert wurde, die Schiffe seien für die Marine bestimmt, erhielt Lürssen sogar die Genehmigung zum Export von Ersatzteilen für die „Küstenversorger“. Klaus Wolschner Seite 4
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