piwik no script img

Sorgenkonzern Daimler: Lohn runter, Arbeitszeit hoch

■ Betriebsrat geschockt: Dramatischer Schrumpfkurs geplant – 20.000 Entlassungen?

Berlin/Stuttgart (taz) – Die Interna über Ex-Daimler-Chef Edzard Reuter und seinen Kritiker Gerhard Liener haben für erheblichen Wirbel in der Konzernzentrale in Stuttgart-Möhringen gesorgt. Nach außen bemühte sich der Konzern um Ruhe. Die taz meldete gestern den bevorstehenden Rücktritt Reuters aus dem Aufsichtsrat. „Ich gehe davon aus, daß Herr Reuter diesem Gremium auch weiterhin angehören wird“, sagte dazu eine Unternehmenssprecherin. Zu der verweigerten Ehrenerklärung des Vorstands für Reuter wollte sie keine Angaben machen.

Der Konzern-Betriebsrat nimmt derzeit „zu überhaupt nichts Stellung, weil wir andere Sorgen haben“, so der stellvertretende Vorsitzende, Klaus Rössler. Das ist verständlich. Denn der Belegschaftsvertretung liegt ein etwa 115 Seiten starkes Papier des Dasa-Vorstandes vor, das den Daimler-Luft- und Raumfahrttöchtern eine rabiate Schrumpfkur verordnet. Betroffen ist vor allem die Airbus AG, die wegen des gefallenen Dollarkurses noch größere Verluste einfahren wird, als ohnehin in der Bilanz eingeplant waren. Unter dem Namen „Dolores“ ließ Dasa-Chef Manfred Bischoff ein Sanierungspaket ausarbeiten, dessen Einzelheiten bisher nicht bekannt waren.

Das Papier ist ein Gruselkatalog für die unter Reuter verwöhnten High-Tech- Werker. In der ganzen Bundesrepublik sollen Dasa-Standorte abgebaut oder sogar ganz aufgegeben werden. Insider befürchten, daß bis zu 20.000 Stellen verloren gehen könnten. Der neue Vorstand will zudem Betriebsrenten kürzen, künftige Lohnerhöhungen in die Haustarife einrechnen und Samstagsarbeit einführen. Auch die 40-Stunden-Woche soll zur Disposition gestellt werden.

Am 18. Juni wollen die Arbeitnehmervertreter in Hamburg der Öffentlichkeit offiziell mitteilen, was sie außerdem in dem Vorstandspapier gefunden haben. Rainer Frick/Niklaus Hablützel Seite 10

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen