■ Rosi Rolands Bremer Geschichten
: Rote Socken für die Polizei

Er war eine der treuesten Seelen, die die Partei hatte: Werner Herminghaus, unter dem Fraktionsvorsitzenden Klaus Wedemeier damals zum Fraktionspressesprecher aufgestiegen. Und er trank gern ein Gläschen, wer wollte ihm das übel nehmen.

Als dann Claus Dittbrenner zum Fraktionsvorsitzenden wurde, weil Wedemeier ins Rathaus drängte, da ging es dem Pressesprecher offenbar nicht mehr so gut. Auf einem parlamentarischen Abend trank er einen über den Durst, im Fraktionsbüro kam dann noch ein Bein ums andere, ohne die man nicht stehen kann, hinzu. Schließlich zog es auch Herminghaus nach Hause. Da mit lieber Müh und Not angekommen mußte er feststellen, daß er seinen Hautüschüsche im Fraktionsbüro liegengelassen hatte. Was blieb ihm als zurückzugehen. Vor der Tür des Fraktionsbüros am Altenwall angekommen fiel ihm auf, daß an seinem Schlüsselbund auch der des Fraktionsbüros hing – hinter der Glastür. Herminghaus wählte den direkten Weg durch die Glastür, nahm seinen Schlüsselbund und schlief sich aus.

Am Morgen danach alarmierten die SPD-Fraktionsbediensteten ihren neuen Fraktionschef Dittbrenner, der meldete den „Einbruch“ der Polizei und erstattete Anzeige gegen Unbekannt. Als der große Unbekannte sich als alter Bekannter entpuppte, endete sein Vertrag mit der Fraktion jäh „im gegenseitigen Einvernehmen“.

Es wurde still um Werner Herminghaus – aber seiner Partei blieb er treu. Aus Protest gegen die Große Koalition sei er ausgetreten, meldet das Büro seiner neuen Heimat, der PDS. So ganz kann das nicht stimmen. Denn mit der PDS fand Herminghaus auch einen neuen Job - als freier Korrespondet des Neuen Deutschland. Und fürs ND berichtete er schon, als die SPD-Mitglieder sich noch längst nicht für die große Koalition entschieden hatten. Nun soll der Profi Herminghaus auch das Bremer PDS-Blatt (Arbeitstitel: „Rote Socke“) machen, alle sechs Wochen acht Din-A4 Seiten.

Wer nun glaubt, Herminghaus sei vom Haß auf seine alte Partei, die Bremer SPD, getrieben, der irrt. Im Gegenteil: Seine Bremen-Berichte für das SED-PDS-Blatt sind harmlos um Unparteilichkeit bemüht. Bis auf ein Thema: Polizei. Eine „gute Nachricht“ gebe es von der Koalition, schreibt Herminghaus im ND am 25.7. mit leichter Ironie, „denn bei der Polizei, da wird nicht gespart“. Borttscheller habe das versichert, „Eltern brauchen sich keine Sorgen zu machen“.

Einbrecher dafür um so mehr, fürchtet auch Rosi Roland