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Unterm Strich

Während sich ein Ernst Jünger mopsig macht und altert und altert, sterben Leute wie Ida Lupino weit vor ihrer Zeit, genauer gesagt vergangenen Freitag. Lupino war der „tough cookie“ vom Dienst, eine 1918 in London geborene Schauspielerin ohne Beißhemmung, die gerne als Typ Suffragette besetzt wurde, und die später eine der wenigen Regisseurinnen wurde, die sich in Hollywood behauptete, als wär's ein Stück von ihr. Dabei blieb sie vierzig Jahre lang am Ball, von den Dreißigern, als Dorothy Arzner noch tanzte, bis in die Siebziger, als sie sich plötzlich von begeisterten Frauenfilmerinnen umringt sah.

Sie war die Tochter des Komikers Stanley Lupino und der Schauspielerin Connie Emerald, so daß es ihr nicht allzu schwer fiel, in London Fuß zu fassen. Mit 15 war sie, so mußte es wahrscheinlich kommen, eine Art Lolita in „Her First Affair“.

In Hollywood fing man an von ihr zu sprechen, als sie in Raoul Walshs „High Sierra“ aufgetreten war. Es folgten Nicholas Rays „On Dangerous Ground“ und Aldrichs „The Big Knife“ – also lauter „tough cookie“-Filme. 1949 gründete sie mit ihrem damaligen Herrn Husband eine eigene Produktionsgesellschaft. Vielleicht waren ihre Filme Vorläufer für die Arbeiten von Jane Campion: unverheiratete Mütter, eine Tänzerin, die gegen die Kinderlähmung kämpft oder „Outrage“, den vielleicht ersten großen Film über Vergewaltigung. Sie wiederum hat ein bißchen bei Douglas Sirk gelernt: „Hard, Fast and Beautiful“ war ein Melodram über ein Mädchen, das von seiner Mutter tyrannisiert wird. Komischerweise folgten darauf einige wirklich atemberaubende B-Thriller wie „The Hitch Hiker“, in dem sich Landpartie, Herrenrunde, Road Movie und Psychopathentum zu einem Deer- Hunter-mäßigen Gemisch zusammenbrodeln. Überraschenderweise mit einem unkomplizierten Blick auf proletarische Milieus gesegnet, konnte sie in „The Bigamist“ einen Handlungsreisenden porträtieren, der zweimal heiratet, weil es ihn dazu drängt. Die Frauen besetzte sie, die es besser wußte, allesamt gegen ihren Typ: De normalerweise mäuschenhafte Joan Fontaine weiß sich hier sehr wohl durchzusetzen. Liebe zu mehr als einem ist hier ein Fakt, mit dem man sich gefälligst abzufinden hat. Ihr letzter Film, die Klosterkomödie „The Trouble with Angels“, ist offen gestanden nicht mehr der Rede wert. Am Freitag starb Ida Lupino im Alter von 77 Jahren auf ihrer Ranch in Burbank, Kalifornien.

Seit 1992 ehren das Italienische Institut für Außenhandel (ICE) und der Modeverband Ente Moda Italia (EMI) mit dem „Uomo Moda Testimonial“ Fachhändler in Deutschland, die sich in besonderem Maße um die italienische Mode verdient gemacht haben. Jetzt ist Marius Müller-Westernhagen als erste Person des öffentlichen Lebens in Köln mit dem Preis „Uomo Moda Testimonial“ ausgezeichnet worden.

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