■ taz-Umfrage: Wann ist ein Mensch arm?
Klaus Murmann, 63 Jahre, BDA-Präsident
Existenzgefährdende, materielle Armut ist in unserem ausgebauten Sozialstaat nicht das Problem. Davor steht nicht zuletzt die Sozialhilfe. Armut ist jedoch dort zu beklagen, wo es dem einzelnen Menschen nicht gelingt, die staatlichen Leistungen als Chance zur Selbsthilfe zu begreifen und zu nutzen.Foto: Darchinger
Marcus Lignow, 13 Jahre, Schüler
Für mich ist einer arm, wenn er anfängt, auf die Straße zu gehen. Wenn er kein Dach über dem Kopf hat und im Müll wühlen muß. Wenn er in U-Bahn-Schächten sitzt und betteln muß. Wenn er nicht weiß, wohin er soll. Und wenn er trinkt.Foto: David Reed
Angelika Dienert, 48 Jahre, Psychotherapeutin
Armut hat für mich nicht unbedingt etwas mit Geld zu tun. Arm ist derjenige, der nichts im Kopf hat, der von aller Welt verlassen ist. Arm ist man, wenn man sich einsam und mißverstanden fühlt und mit keinem Menschen reden kann.Foto: David Reed
Philip Rosenthal, 78 Jahre, Unternehmer
Arm ist erstens, wer nicht genügend Geld für ein erfülltes Leben hat; arm ist zweitens, wer sich nicht genügend auf das Schöne im Leben konzentriert; und arm sind drittens nationalistische Kriegstreiber, weil sie Arm-Leuchter sind.Foto: Keystone
Klaus Zwickel, 56 Jahre, IG-Metall-Vorsitzender
Zu den Ärmsten in unserem Sozialstaat gehören die Langzeitarbeitslosen. Obwohl meist erst um die fünfzig – ein Alter, in dem Politiker und Manager gerade Karriere machen –, verliert ein seit langer Zeit Arbeitsloser seine Lebensperspektiven: Er hat Zeit, aber viel zuwenig Geld, um wirklich zu leben.Foto: Darchinger
Luzia Gros, 34 Jahre, Sozialarbeiterin
Die materielle Seite spielt für mich eine untergeordnete Rolle. Oft sind reichere Leute viel ärmer. Als arm würde ich jemanden bezeichnen, der keine Hoffnung und keine Perspektive, keine Lust auf das Leben mehr hat.Foto: David Reed
Umfrage: Barbara Dribbusch
Michael Gerster
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