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Selbstmordanschlag in Sri Lanka

■ Bei einer Bombenexplosion in Colombo sterben mindestens 20 Menschen / Tamilische „Befreiungstiger“ verdächtigt

Colombo (AFP/dpa) – Ein mutmaßlicher Selbstmordattentäter hat sich am Montag in Sri Lankas Hauptstadt Colombo in die Luft gesprengt und dabei mindestens 20 Menschen mit in den Tod gerissen. Mehr als fünfzig wurden verletzt. Der Anschlag zielte offenbar auf den Sitz der Regionalregierung für die Westprovinz. Das Gebäude wurde schwer beschädigt, dem Chef der Provinzregierung passierte jedoch nichts. Die Polizei machte Aktivisten der tamilischen Rebellenorganisation „Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE)“ für die Tat verantwortlich, die für einen unabhängigen Staat im Nordosten des Landes kämpfen.

Vor dem Anschlag näherten sich laut Polizei zwei Männer mit einem Handkarren voller Kokosnüsse dem Regierungsgebäude, in dem Kumaratunga im vergangenen Jahr vor ihrer Wahl zur Präsidentin gearbeitet hatte. Kurz darauf habe es eine gewaltige Explosion gegeben. Laut Polizei zeigte der Leichnam des mutmaßlichen Selbstmordattentäters eindeutige Spuren, daß er den Sprengsatz bei sich getragen hatte. Die „Befreiungstiger“ hatten in den vergangenen Jahren mehrfach derartige Anschläge verübt und im April einen Waffenstillstand der Regierung einseitig aufgekündigt. Erst in der vergangenen Woche hatte Präsidentin Chrandrika Kumaratunga einen neuen Plan zur Befriedung des Landes vorgestellt. Sri Lanka soll in acht autonome Regionen aufgeteilt werden, was den Tamilen einen gewissen Grad an Selbstbestimmung einräumen würde.

Für die tödlichen Anschläge auf den indischen Regierungschef Rajiv Gandhi im Mai 1991 und den srilankischen Oppositionsführer Gamini Dissanayake im Oktober 1994 wurden Selbstmordattentäter aus den Reihen der Rebellen verantwortlich gemacht.

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