piwik no script img

Wenn Tudjman Grenzen zieht

Auf dieser britischen Speisekarte wird ein dicker Brocken serviert. Das Gericht stammt vom kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman, die Zutaten lieferte Serbiens Präsident Slobodan Milošević. Die Mixtur aus dieser brisanten Garküche ist der Teilungsplan für Bosnien- Herzegowina.

Das dicke „S“ markiert die zukünftige Grenze zwischen Serbien im Osten und Kroatien im Westen. Banja Luka im serbisch kontrollierten Nordbosnien wird Kroatien ebenso zugeschlagen wie die gerade eroberte Krajina und die Haupstadt Sarajevo. Serbien erhält dafür die mehrheitlich muslimische Stadt Tuzla und das reiche Ostslawonien, ein Gebiet Kroatiens, das die Serben 1991 besetzt haben.

Der kroatische Präsident zeichnete die Karte nach Angaben der Londoner „Times“ am 6. Mai dieses Jahres bei einem Diner zum Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkrieges. Sein Tischnachbar, der Chef der britischen Liberalen, Paddy Asham, hatte Tudjman nach der Lage im ehemaligen Jugoslawien in zehn Jahren gefragt. Tudjman griff kurz entschlossen zum Stift. Das „Original Tudjman“, so der Autor des Artikels, habe die grundsätzliche Zustimmung des serbischen Präsidenten Milošević gefunden. gb

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen