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Werder mit 4:1-Sieg in die Startlöcher

■ Leichter Testspielsieg gegen Sao Paolo vor dem Saisonauftakt – Ansichten aus der Westkurve

Eine Fußball-Gala sollte es am Montagabend im Weserstadion werden – gab doch der zweimalige Weltpokalsieger FC São Paulo seine Visitenkarte ab. So verteilten sich immerhin knapp 13.000 Zuschauer in das (durch Ostkurven-Abriß) gar nicht mehr so weite Rund.

Die Geschichte des Spiels ist schnell erzählt: Werder zeigte in den ersten 60 Minuten vielversprechende Ansätze und führte durch Super-Mario und Cardoso bei einem Gegentreffer von Denilson mit 2:1. Danach setzte eine wahre Auswechsel-Orgie ein: Scholz, Bestschastnych, Neubarth, Albayrak und „Uuuuli“ Borowka rein – dafür wurden Basler, Cardoso, Hobsch (einmal mehr mit Pech am Schlappen), Vier und Votava vorzeitig zum Duschen geschickt. Scholz und „der Lange“ schraubten das Ergebnis der inzwischen vor sich hinplätschernden Partie noch auf 4:1.

Nicht nur die „Ostkurven-Fans“, die es in das ungewohnte Exil der Gäste-Stehränge verschlagen hatte, konnten sich schon mit lautstarken Jubelarien auf den Bundesliga-Alltag einstimmen. Auch ansonsten sah man zufriedene, gar zum Teil freudig erregte Gesichter. Selbst die kleine brasilianische Kolonie zollte den Akteuren durch unermüdliches Fahnenschwenken Respekt.

Brasilianischer Ballzauber war hingegen nur ansatzweise zu sehen, etwas dürftig für das von Tele Santana gecoachte Team um Alt-Star Alemao. Aber die Sonne schien dennoch, die Stadion-Bratwurst blieb dem Besucher angesichts des Ergebnisses auch nicht im Hals stecken, und endlich konnte mal wieder etwas Fußball-Atmosphäre eingeatmet werden.

Den Höhepunkt des Abends lieferten in der Halbzeitpause die unzähligen, wieselflinken Nachwuchs-Fans: Stets auf der Suche nach einem herren-(oder frauen)los herumstehenden „Pfandwertbecher“, mit einem unglaublichen Aktionismus, der von unregelmäßig auftretenden Freudeschreien begleitet wurde, balancierten Kinder mit einer gewissen Akrobatik und freudestrahlenden Gesichtern „ihren“ Plastikbecherturm vor sich her, um sich den Pfand zu ergattern. Der Übereifer der Werder-Kids übertrug sich aber nicht auf das Spielfeld.

Eine große Enttäuschung blieb den Zuschauern zum Eingang nicht erspart: Viele hatten das Stadion in gespannter Erwartung betreten: Würde nach der Demontage der Anzeigentafel in der Ostkurve ein nostalgischer, manuell betriebener Ergebnisdienst a la Grünwalder-Stadion (der ehrwürdigen Arena der Sechz'ger, der Münchener Löwen) provisorisch installiert sein? Nix war's – gähnende Leere auf und über der Ostkurvenbaustelle! Die „guten, alten Zeiten“ sind eben unwiederbringlich vorbei.

Am Freitag beginnt für Werder die neue Saison. Das vermeintliche „Altherren-Team“ aus Düsseldorf, die alte Dame Fortuna, wird in Bremen gastieren. Bloß aufgepaßt, daß nicht letztlich die Aad de Mos-Truppe in der Euphorie des zu leichten Sieges alt aussieht!

MaSch

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