Strom wird billiger

■ Wegfall des Kohlepfennigs bringt 229 Millionen Mark. Westberliner zahlen ab Januar 6,4 Prozent weniger für Strom

Alles wird teurer – nur nicht der Strom. Ab Januar kommenden Jahres zahlen Westberliner Haushalte, Gewerbebetriebe und Industrie 6,4 Prozent weniger als bisher für die Energie aus der Steckdose. Insgesamt geht es um Einsparungen in Höhe von 229 Millionen Mark, wenn man den selben Verbrauch wie im vergangenen Jahr unterstellt.

Diesen Betrag entrichteten die Westberliner 1994, um mit ihm die Subventionen für die deutsche Steinkohle zu finanzieren. Nur die Westberliner zahlten bislang den Kohlepfennig; Ostberlin und die neuen Bundesländer waren davon ausgenommen. Doch das Bundesverfassungsgericht hatte dieses Jahr den sogenannten Kohlepfennig für verfassungswidrig erklärt.

Weil ab Januar 1996 die Bewag den Kohlepfennig nicht mehr kassieren darf, kündigt der Energiekonzern zur Zeit allen 33.000 Westberliner Haushalten, die ihre Wohnung mit Nachtspeichergeräten heizen, die Verträge. Bei der Lieferung des verbilligten Nachtstroms ist der Kohlepfennig bis heute fester Bestandteil des Vertrages.

Bei den Kunden, die nur den üblichen Haushaltsstrom beziehen, kann dagegen die Einsparung durch den Wegfall der Kohlesubvention weitergegeben werden, ohne daß dafür Verträge geändert oder gekündigt werden müssen. Von der Preissenkung erfahren sie aus der Zeitung oder erst beim Blick auf die Stromrechnung im kommenden Jahr.

In westdeutschen Bundesländern wird der Strompreis im Schnitt um 8,5 Prozent billiger, berichtete Bewag-Sprecher Siegfried Knopf. Die Differenz sei damit zu erklären, daß der Kohlepfennig regional unterschiedlich berechnet wird. Während die Berliner im vergangenen und diesem Jahr dafür 6,4 Prozent des Strompreises zahlen, berappen die westdeutschen Bürger rund zwei Prozent mehr. Für den Strom, der in Westberlin auf Grund der früheren Insellage traditionell besonders teuer ist, werden die Berliner aber auch zukünftig um die zehn Prozent mehr zahlen müssen als die Thüringer oder Schleswig-Holsteiner.

Während für den Privatkunden nur der Kohlepfennig wegfällt, wird die Bewag den Strompreis für Gewerbe- und Industriekunden, die die elektrische Leistung über das Mittel- und Hochspannungsnetz beziehen, um weitere fünf Prozent senken. Unter dem Strich wird ihre Stromrechnung im kommenden Jahr also 11,4 Prozent niedriger ausfallen. War der Strom für Gewerbe und Industrie im vergangenen Jahr noch um knapp ein Fünftel teurer als in Westdeutschland, will die Bewag diese Differenz so auf ein knappes Zehntel reduzieren. Dirk Wildt