piwik no script img

■ Handwerkspräsident Heribert Späth läßt schwarzarbeitenEndlich mal ehrlich

Das war Pech, Heribert. Ausgerechnet Du. Ausgerechnet auf Deiner Baustelle haben sie Schwarzarbeiter erwischt, 19 Bulgaren ohne Arbeitserlaubnis, die für Deine Späth-Liebergesell GmbH und Co KG gegen Billiglohn Mauern hochzogen. Ja, ja, wir wissen schon: Eigentlich hatten die Bulgaren eine Arbeitsgenehmigung, nur war die leider abgelaufen. Eigentlich sollten die Papiere ja auch verlängert werden, nur hat es leider irgendein Zwischenchef versäumt, die Verlängerung zu beantragen. Und dafür, daß sich zwei der Bulgaren mit gefälschten Pässen ausgewiesen haben, dafür kannst Du nun wirklich nichts. Du bist ja in Urlaub, weit weg, in Afrika.

Aber keine Angst, Heribert, wir wollen gar nicht auf Dir herumhacken. Oder gar Deinen Rücktritt fordern, wie es manche Deiner Gegner jetzt hinter vorgehaltener Hand tun werden. Wir schützen Dich. Denn wir sind Dir dankbar. Knalliger hätte die Heuchelei über die „Billigkonkurrenz“ aus dem Ausland nämlich gar nicht auffliegen können. Die Schimpfkanonaden gegen die angeblich bösen Unternehmer, die ausländische Arbeiter zu Dumpingpreisen einschleusen und damit den ehrbaren deutschen Mittelstand ruinieren – alles Lüge! Und Du hast es uns gezeigt. Wie hast Du Dich doch immer als Präsident des Handwerks-Zentralverbandes über die ausländische Gefahr echauffiert, eine „Kurskorrektur in der Sozialpolitik“ gefordert! Wie hast Du Dich für eine umfassende „Entsenderichtlinie“ stark gemacht, die europäische Arbeitnehmer von hiesigen Baustellen aussperrt! Erst unlängst hast Du osteuropäische Arbeiter kurzerhand als „Illegale“ beschimpft. Im stillen aber hast Du nur das getan, was alle tun: absahnen.

Du hast Dir einfach die billigsten Arbeitskräfte geholt und damit soviel Schotter kassiert wie nur irgend möglich. Die Bulgaren dürften Dir dankbar sein dafür, daß sie einmal in ihrem Leben richtig gutes Geld verdienten. Dafür brauchst Du Dich jetzt nicht zu schämen, Heribert. Die andern machen es doch genauso. Die Bauunternehmer, die geschickt genug sind, um mit ausländischen Arbeitskräften zu handeln. Die über genug Beziehungen verfügen, um die nötigen Werkverträge zu beschaffen. Du wirst natürlich das nächste Mal besser aufpassen, Heribert, zusehen, daß die Papiere wirklich stimmen. Aber wir raten Dir: Fang nicht wieder an mit der Heuchelei, von wegen „das deutsche Handwerk schützen“ und so! Zeig uns statt dessen, wie's wirklich geht, führ uns vor, wie mit ausländischen Fachkräften Geld gemacht wird! Das bist Du uns schuldig als oberster Handwerks- Lobbyist. Dann kannst Du auch bleiben, was Du bist. Barbara Dribbusch

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen