: Nicht nur den Alfa für die Hälfte
■ Preisagenturen in Bremen: Während die „erste“ dicht macht, eröffnen die Neuen hoffnungsfroh: Pro Buy geht, Fair Preis kommt
Die Idee ist bestechend: Ein neues Auto muß angeschafft werden oder eine neue Küchenzeile, doch statt von Laden zu Laden zu rennen genügt der geneigten VerbraucherIn ein kleines Telefonat – und schon ist das billigste Angebot ergattert. Die Idee ist in Deutschland vielfach längst Realität geworden und heißt Preisagentur; Schnäppchenjäger, die von einem Teil der eingesparten Preisdifferenz leben. Die Idee ist bestechend, das haben sich jetzt auch zwei unternehmungslustige Bremer Brüder gedacht und eine Preisagentur aufgemacht. Die Idee war bestechend, findet dagegen ein anderer Bremer. Der hat seine Agentur gerade schließen müssen: „Man kommt einfach nicht auf sein Geld.“
Der Preisdeal ist denkbar einfach. Ein Beispiel: Ein mittelgroßes Büro ist auf der Suche nach einer Computeranlage. Das Modell ist klar, es bleibt nur noch die Suche nach dem billigsten Angebot. Wobei sich das „nur noch“ als ziemlich zeitaufwendig herausstellt, wer hat schon soviel Marktübersicht. Das ist genau der Punkt, an dem die Preisagentur ins Spiel kommt, Anruf genügt. Die InteressentIn teilt den von ihr ermittelten Preis mit und die Schnäppchenjäger jagen nach Schnäppchen. Wenn sie fündig werden wird die Beute geteilt. Bei der Kundin bleibt immer mehr als die Hälfte der Einsparungen kleben, bei der Preisagentur, je nach Auftragsgröße, bis zu 40 Prozent der Differenz.
Von Autos und Waschmaschinen über Halbfertigprodukte oder Maschinen für den gewerblichen Bereich bis hin zu Wartungsverträgen oder Business-Flügen – es gibt nichts, was die Preisagenturen nicht annehmen würden. Hauptsache, der Wert stimmt. Und genau da scheint die Crux zu liegen, die so mancher hoffnungsfroh gestarteten Agentur den frühen Garaus beschert hat. „Wir haben alles ab 550 Mark angenommen“, erzählt der Besitzer der Bremer Agentur „Pro Buy“. „Das war idiotisch.“ Idiotisch deshalb, weil für die umfangreiche Recherchearbeit nur ein paar Mark achtzig hängenbleiben, und dafür lohnt der Aufwand nicht. „Bei Hi-Fi-Geräten haben wir dann eine Provision von 20, 30 Mark. Die sind schon bei den Telefonkosten draufgegangen.“
Warum die Agentur dann nicht mit ihrem Limit nach oben gegangen ist, das ist schnell erklärt. Wie fast alle Agenturen wurde auch Pro buy als franchise-Unternehmen geführt. Das heißt: Es gibt zwar eine rechtlich unabhängige Firma, aber die ist de facto von einer Firmenmutter abhängig. Die liefert die Geschäftsidee und die Datenbanken von Lieferanten für alle möglichen Produkte, dafür gibt sie auch die Firmenrichtlinien vor. Und da kann ein einzelner Ableger nicht so einfach die Annahmegrenze nach oben setzen.
Dumm gelaufen im Fall von „Pro Buy“. Dabei findet der Besitzer die Idee immer noch Prima. „Bei Autos zum Beispiel lohnt sich das. Einen Alfa Romeo, zum Beispiel, wenn man ihn aus Italien besorgt, den kriegt man 40-50 Prozent billiger als hier. Und es lohnt sich der gewerbliche Sektor.“
Auf den wollen auch ganz die Meyer-Brüder von Fair-Preis setzen, die vor einigen Wochen eröffnet haben. „Wir setzen auf Groß- und mittelständische Unternehmen“, erzählt Axel Meyer, der für die computerisierte Seite des Unternehmens zuständig ist. Bis vor kurzen war er noch Bühnentechniker beim Bremer Theater, aber da hat er geschmissen zugunsten der Datenbanken aus der Firmenzentrale. 40 Millionen Lieferanten könne er nun anzapfen, weltweit, erzählt er stolz. Da wird sich doch wohl ein billigerer Anbieter finden lassen. Den betriebswirtschaftlichen Part der Jungfirma übernimmt sein Bruder Torsten, der hat das ja schließlich studiert. Und die ersten KundInnen haben sich auch schon gemeldet, auch lukrative. Welche und für welche Güter – da ist der Datenschutz vor. Keinen Datenschutz gibts für die ersten Flops: „Da hat sich eine Frau gemeldet, die wollte eine Gefrierkombination kaufen – eine gebrauchte. da mußten wir ablehnen.“ J.G.
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