: Die Rache der Besiegten
■ 12.000 Kroaten und 30.000 Muslime werden aus Nordbosnien vertrieben
Genf (dpa/epd/taz) – Die Vertreibung von Kroaten und Muslimen aus der von Serben kontrollierten Region um Banja Luka wird nach UN-Berichten massiv und systematisch fortgesetzt. „Dies ist das letzte Kapitel der traurigen und brutalen ethnischen Säuberung im Norden Bosniens“, sagte der Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerks in Genf, Ron Redmond. Die Menschen seien so terrorisiert worden, daß sie nur noch weg wollten. Als letzte Demütigung hätten die Serben den Kroaten 100 Mark für das Übersetzen über die Save abgenommen.
Das Internationale Rote Kreuz gab an, über das Schicksal der Männer unter 45 Jahren werde verhandelt. Sie seien von den serbischen Behörden daran gehindert worden, mit ihren Familien nach Kroatien zu fahren. Statt dessen würden sie als „Zwangsarbeiter“ an der Front eingesetzt.
Demgegenüber sei die Flucht der Serben aus der Krajina abgeflaut, sagte der UN-Sprecher. Von den rund 150.000 Menschen seien 130.000 in Restjugoslawien, 20.000 in der Region um Banja Luka und 2.000 im Kosovo eingetroffen. Albanien hat ebenso wie führende Kosovo-Politiker gegen die Ansiedlung von Serben im Kosovo protestiert.
Der SPD-Politiker Freimut Duve hat dafür plädiert, die Diskussion über eine politische Lösung im Bosnien-Konflikt für ein oder zwei Jahre auszusetzen. Die dauernde Debatte um eine staatliche Lösung führe nur dazu, daß alle Kriegsparteien versuchten, sich eine günstige militärische Ausgangslage für Verhandlungen zu erkämpfen.
Indes äußerte der außenpolitische Sprecher der CDU/CSU- Bundestagsfraktion, Karl Lamers, Vorbehalte gegen den US-Friedensplan. Der Gebietsaustausch zwischen Moslems und Serben laufe auf die Schaffung ethnisch zusammenhängender Regionen hinaus, sagte er im Deutschlandfunk. Damit werde der alte Grundsatz bestätigt, wonach das Recht immer der Macht folge. gb
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