: Männer auf Rädern
■ Themenabend "Absolutely no sports!" (20.40 Uhr, arte)
Wahrscheinlich guckt ja wieder kein Schwein. Trotzdem, „Männer auf Rädern“, der Auftaktfilm zum arte-Themenabend „Absolutely no sports!“, ist durchaus witzig: Felix, Kunstlehrer, verspürte so etwas wie eine Midlife-crisis. Er fängt an, Fahrrad zu fahren. Worauf die Krise zunächst tatsächlich geht. Doch irgendwann auch die nicht zufällig Eva heißende Eva. „Es ist leider oft so“, teilt hierzu der zugeschaltete Radsportarzt mit, „daß sich ein Mann, vor die Wahl ,Frau oder Fahrrad‘ gestellt, für das Fahrrad entscheidet.“
Dabei hatte alles ganz harmlos angefangen, mit einem 199-Mark- Rad. Irgendwann geht Felix bei hughgrantschen Umtrieben im Auto (mit Eva, allerdings) der Führerschein flöten, wenig später sieht er in Autofahrern schon nasse Säcke in Blechkisten, die sich ihre Frührente von ihm bezahlen lassen. Irgendwann, da ist er längst auf ein 3.200-Mark-Modell umgestiegen, bekommt Felix dann eine Blechallergie. Beim Frühstück ißt er jetzt Müsli – und wedelt angeekelt Evas Zigarettenrauch davon. Er meldet sich immer öfter krank, um, statt zu unterrichten, über Schweizer Alpenpässe fahren zu können. „Mentale Entlastung“ von Telefonen und Schreibmaschinen nennen die gleichgeschalteten Kumpel das – ein eingeschlechtliches Paradies halt.
Es ist die leidige, alte Sache: Männer und Frauen können nicht miteinander. Zumindest oder schon gar nicht radeln. „Bei Frauen ist das so“, sagt der Kumpel, „daß sie hier und da mal anhalten wollen, sich ein Städtchen anschauen.“ Männer aber „machen das nicht so“. Zu Bob Segers „Against the wind“ und Kraftwerks „Tour de France“ wird von Thomas Carle ziemlich ironisch nachgewiesen: Männer sind Kindsköpfe, Frauen sind Frauen.
Es ist dies inhaltlich wohl eine Suchtparodie, handwerklich ein Spiel mit einigen Genres, insbesondere dem der Dokumentation. Die Doktoren, Psychologen und Radl-Chefredakteure, die Felix' gesellschaftlichen Abstieg, die soziale Tragödie, den steilen Weg hinunter zum Rad-Junkie kommentierend begleiten, sind aber echt – und begabt.
Irgendwann ist Felix sein Rad zum einzigen, zum besten Freund geworden. „Ein Gefährt ist ja immer auch ein Gefährte“, sagt er. Wenn er sich aber Frauen nähert, zeigt ihm sein Pulsometer am linken Arm nie mehr als 80 Schläge an...
Irgendwann kommt natürlich der Zusammenbruch. Und es kommt Eva, die versucht, ihn aus seinem velophilen Umfeld herauszuholen. Auf allen Bürgersteigen aber lockt die Droge. Kommt er von seinen Obsessionen frei? Weit draußen auf hoher See kommt es zum Äußersten. Pu
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen