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Die russischen Feministinnen reagieren allergisch auf Quoten

■ Ein informatives Buch über Frauenarbeit in Afrika, Asien und Lateinamerika

Soll die deutsche Frauenbewegung lieber „ihre eigenen Probleme bearbeiten“ und nicht über den Süden reden, wie es die Jamaikanerin Peggy Antrobus schon Anfang der neunziger Jahre mit Blick auf die Weltfrauenkonferenz in Peking empfahl? Und warum kommt eine Frau mit langjährigen Erfahrungen in der internationalen feministischen Debatte zu einer solchen Schlußfolgerung? Vielleicht hat sie sich darüber geärgert, daß bundesrepublikanische Frauenforscherinnen so lange und hartnäckig daran festhielten, die Augen vor der Vielfalt und Unterschiedlichkeit der Lebensbedingungen von Frauen „in den Ländern des Südens“ zu schließen. Vielleicht hat sie auch keine Lust mehr, als „Dritte-Welt-Frau“ zu gelten. Denn hinter diesem Begriff verbirgt sich oft genug die Vorstellung von einer homogenen, machtlosen Gruppe von Frauen, so jedenfalls schreibt Brigitte Hasenjürgen in ihrem Buch „Frauenarbeit – Frauenpolitik“, das sie gemeinsam mit Sabine Preuß herausgegeben hat.

Die beiden Soziologinnen wollten fünfzehn Jahre internationaler Diskussion zum Thema Frauenarbeit und Frauenpolitik kritisch beleuchten. Herausgekommen ist ein anregendes und informatives Buch, das hält, was es verspricht: nämlich „einen Blick über den nationalen Tellerrand zu werfen und neue Orientierungen zu gewinnen – nicht zuletzt im Hinblick auf die Weltfrauenkonferenz 1995 in Peking.“

Der erste Teil des bereits 1993 erschienenen Bandes bietet einen Überblick darüber, wie Frauenforscherinnen in Westdeutschland seit Anfang der achtziger Jahre über den Stellenwert von Frauenarbeit in Afrika, Asien und Lateinamerika diskutierten. Daran schließen sich die Berichte und Analysen von Feministinnen aus den USA, aus Großbritannien, Pakistan, Lateinamerika, dem südlichen Afrika, Rußland und der Volksrepublik China an.

Im zweiten Teil stellen Forscherinnen, Praktikerinnen der Entwicklungszusammenarbeit und Vertreterinnen von Frauenorganisationen ihre Erfahrungen mit Frauenförderprogrammen in ausgewählten Ländern vor. Zum Abschluß gibt es ein nützliches Literaturverzeichnis.

Wer Farida Shaheeds Beitrag über die pakistanische Frauenbewegung gelesen hat, wird sich künftig wohl noch mehr über die im Westen verbreitete Stereotypisierung von Frauen in islamischen Gesellschaften ärgern. Und wer Anastasija Posadskajas Artikel über die Entwicklung im postsowjetischen Rußland zur Kenntnis nimmt, versteht besser, warum russische Feministinnen so allergisch auf die Forderung nach Quotierung reagieren. Ruth Jahn

Brigitte Hasenjürgen, Sabine Preuß (Hrsg): „Frauenarbeit – Frauenpolitik“. Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster

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