■ Rosi Rolands Bremer Geschichten: Wie der WK die taz fürchtet
Wenn sie am Montag eine Bremer Tageszeitung aufschlagen, werden Sie sehen: Es gibt eine große Bremer Initiative, Brücke der Hoffnung. In Tuzla ist die Bremer Grüne Marieluise Beck Ehrenbürgerin, die kleine Gruppe der Aktivisten ist in der Region bekannt – sie kommen immer wieder, geben Zeichen der Hoffnung und besorgen Hilfsgüter, schnell und unbürokratisch. „Überlebensmittel“ sollen jetzt wieder gesammelt werden für den kalten Winter, Geld für Mehl, Zucker, Öl, Medizin. Ab Montag soll die neue Kampagne beginnen.
Die „Brücke der Hoffnung“ hat vor einigen Wochen „Erstunterzeichner“ dafür geworben, damit die Winter-Initiative mit großer Autorität beginnen kann und kostenlos in den Medien plaziert wird. Der Präsident des Senats wurde gefragt, die Fraktionen in der Bürgerschaft, Radio Bremen, der Weser-Kurier, die Bremer taz.
Klar, daß alle ihre Zustimmung und ihre Bereitschaft, mitzumachen, bekundet haben: der Präsident des Senats, die Fraktionen in der Bürgerschaft, Radio Bremen, der Weser-Kurier, die Bremer taz. Wer nun am Montag den Weser-Kurier aufschlägt und den Aufruf durchsieht, der wird sehen: alle stehen sie da, der Präsident des Senats, die Fraktionen der Bürgerschaft, Radio Bremen, die „Bremer Tageszeitung AG“ für den Weser-Kurier – aber nicht die Bremer taz. In diesem kleinen Punkt unterscheidet sich die Anzeige in Weser-Kurier von der, die in der taz stehen wird. Ob man beim Weser-Kurier denkt, daß die LeserInnen bei „Tageszeitung“-AG sowieso an die taz denken? Nichts davon. Die Chefetage des Weser-Kurier erklärte den Aktiven der „Brücke der Hoffnung“ unumwunden: Eine Unterstützung durch Bremens Monopol-Blatt gibt es nur, wenn eine andere Zeitung als die einzige – der Weser-Kurier – unter dem Aufruf steht. „Tageszeitung (taz)“ oder taz Bremen darf da nicht stehen, Punkt Ende und keine Debatte möglich.
Was steckt dahinter? Zwei Geisteshaltungen können die kategorische Bedingung des Weser-Kurier auf die humanitäre Initiative erklären: 1. Der Weser-Kurier hat große Furcht vor der kleinen Bremer taz. Das ehrt sie.
2. Im Hause des Weser-Kurier wird die „Brücke der Hoffnung“ behandelt wie das Sponsering eines Open air-Konzertes im Freibad: Die Aspekte der Eigenwerbung sind entscheidend. Und da der Weser-Kurier ... (siehe Punkt 1)
Beide Momente müssen zusammenkommen, um das zu erklären, was Sie am Montag sehen werden. Rosi Roland
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