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Freizeitpark Bürgerweide

■ Sagenhaft angesagt - Fitness im Zeichen des Stinkeschuhs

Sport an sich ist out, Vereinen rennt der Nachwuchs weg. Von trüben Zeiten für die Sportartikel-Hersteller kann allerdings kaum die Rede sein. Sportlich wirken, das ist immer mega-angesagt. Wichtig ist nicht, daß Kalorien verbrannt werden, sondern was man dabei an hat. Einen ganzen Planeten meint da mancher Freizeitschuh-Hersteller auf Reisen schicken zu müssen, damit der Verbraucher sich wenigstens modisch korrekt die Gelenke verdreht.

Doch der „Planet Reebok Tour 95“, grammatisch freizügig als „der Event“ angekündigt, ist weit mehr als die Aufforderung, im öffentlichen Rahmen auf der Bürgerweide Pfunde auszuschwitzen. Die Werbeabteilung der Amerikaner war beim Erschaffen diese Freizeitparkes augescheinlich vom Gedanken beseelt, wenigstens kurzeitig eine schöne, neue Welt unter dem Zeichen des Stinkeschuhs zu erschaffen.

Das Produkt als Lebensgefühl, MTV hat vorgemacht, wie es geht. Auf dem Planeten Reebok gibt es nur glückliche, irgendwie sportliche Menschen, die alle gemeinsam gebannt auf die Showbühne starren, um zu sehen, wie sie denn im Einklang mit dem Zeitgeist zu schwitzen haben.

Daß Anglizismen irgendwie angesagt sind, hat die Reebok-Werbeabteilung wohl erkannt. Doppelt und dreifach hält besser, wird man sich gedacht haben, um die in der Tat vielfältigen Beschaffungsmöglichkeiten anzupreisen. Das Deutsche und das Englische wird dabei getwistet, daß Orwells „Großer Bruder“ Augen machen würde. Aus Kindern werden Kids, die zum Kids-Reebok, der sportschuhlastigen Kinderbetreuung inklusive Step Aerobic und Cario Funk (da lacht der Internist) verdonnert werden. Aus der einstigen Langweilerdomäne Schnellgehen wird es dank Stinkeschuhs „Walk Reebok“.

Nur was ohnehin schon hip genug erscheint, überlebt den verbalen Overkill. Beach Volleyball heißt noch Beach Volleyball, Frisbeescheiben werfen bloß Frisbee-Ultimate. Doch statt Basketball wird „Reebok Blacktop“ gespielt. „Blacktop“ wegen des Asphalts, auf dem man sich prima auf die Fresse legen kann, nicht wegen der T-Shirts.

Auch den ganzen Crossover von nicht so genau definierten, aber auf jeden Fall angesagten Musikstilen, Lebensgefühl und irgendwie modern klingenden Sportvokabeln versucht die PR-Abteilung. Etwa beim Reebok City Jam, mal als „choreographierte Funk Aerobic“ angekündigt, mal als die absolut neuartige Kombination aus „Street Dance und Hip Hop“ verkauft. Das ist zwar bloß Neusprech für Jazz Gymnastik, aber die wenigstens soll sagenhaft angesagt sein - auf MTV natürlich.

Nur wo die große Vereinnahmung nicht klappt, weil wohlorganisierte Sportverbände auch über eine fitte Rechtsabteilung verfügen, wird schon mal kleinlaut auf den Markennamen im Titel verzichtet. Fußball heißt jetzt bloß City-Soccer und wird auf dem Kleinfeld ohne Torwart gespielt. Glück für Reebok, daß Binsenweisheiten nicht urheberrechtlich geschützt sind. Sonst hätte man vermutlich auf ein kackiges Veranstaltungsmotto verzichten müssen. So aber heißt es unglaublich creativ und ein bißchen frei nach Sepp Herberger: „Der Ball ist rund.“

Ab 10.00 Uhr beginnt am Sonntag „der Event“ auf der Bürgerweide, wo dann 2 Ruff für die notorisch junge, dynamische Beschallung des mobilen Fitness-Parks sorgen.

mit sportlichen Grüßen, schnauf,

Lars Reppesgaard

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