Jede dritte wird Unternehmerin

Raus aus der Arbeitslosigkeit, rein in die Selbständigkeit: die Initiative selbständiger Immigrantinnen unterstützt Frauen bei der Existenzgründung. Keine Förderung vom Arbeitsamt  ■ Von Doris Maaßen

„Immigrantinnen sind diejenigen, für die es am schwersten ist, eine Stelle zu finden, doch das ist noch lange kein Grund zu resignieren.“ Ohne Optimismus kommt frau nicht weiter im Leben, davon ist Jo-Ann Reinefeldt, die Projektleiterin der Initiative Selbständiger Immigrantinnen (ISI), überzeugt. In einjährigen Lehrgängen vermittelt ISI das nötige Handwerkszeug, um erste Schritte in die Selbständigkeit zu wagen. Mit viel Mut zum Risiko und einem bißchen Vorsicht sowie mit einem guten Konzept kann die Existenzgründung für erwerbslose Immigrantinnen eine gute Alternative sein.

Achtzehn Frauen aus dem Iran, der Türkei, aus China, Polen und Lateinamerika haben gerade den Jahreskurs absolviert; eine neue Gruppe ist in Gründung. Betriebswirtschaft, Wirtschaftsdeutsch, Computerkurse, Marketing, ein zwölfwöchiges Praktikum, das sind die wesentlichen Teile des Lehrgangs. „Dieses Jahr werden wir zum ersten Mal auch eine Stilberatung anbieten können“, berichtet Jo-Ann Reinefeldt. Denn was nütze das beste Geschäftskonzept, wenn frau bei der Bank nicht überzeugend den Eindruck erwecken kann, daß sie eine kompetente Geschäftsfrau ist.

Die Pläne der Kursteilnehmerinnen sind so unterschiedlich wie ihre Ausbildungen und Berufserfahrungen. Da wären eine Theaterschule und ein Kinderladen, ein Elektroladen und ein Frisörsalon. Manche Frauen hatten zu Beginn des Kurses nur vage Vorstellungen, andere wiederum sehr konkrete Wünsche, die sie inzwischen gegen neue Pläne eingetauscht haben. Nahid, die im Iran aufgewachsen ist, wollte eigentlich Taxiunternehmerin werden. Seit ihrem Praktikum in einem Teegeschäft träumt sie von einem kleinen, gemütlichen Laden. Sie will sich dabei Zeit lassen: „Als alleinstehende Mutter ist das nicht leicht. Ich möchte gerne ein paar Jahre in einem solchen Laden arbeiten und mich dann selbständig machen.“ Eine polnische Teilnehmerin wollte ein Geschäft im Bereich Import-Export aufmachen. Nach ihrem Praktikum bei einem Lohnsteuerverein hat die Juristin andere Pläne: „Mir hat gefallen, daß die Leute dort verbunden sind mit ihrer Nationalität – der Chef ist Kurde, und sie arbeiten viel für Kurden und Türken. Für mich wäre es eine schöne Möglichkeit, so etwas für die polnische Bevölkerung zu tun.“

Dreißig bis vierzig Prozent der Kursteilnehmerinnen schaffen im Laufe einiger Jahre den Schritt in die Selbständigkeit. Doch auch für die meisten anderen verbessert sich die Situation deutlich: ihnen nützt der Lehrgang bei der Suche nach einem neuen Job. Manchmal wird auch aus dem Praktikum eine künftige Arbeitsstelle. Und die Möglichkeit, sich mit anderen Frauen auszutauschen, die in einer ähnlichen Situation stecken, ist für viele ein großer Gewinn. Doch die Bedingungen, unter denen die Frauen lernen, sind hart. In der Regel bekommen sie keine Unterstützung vom Arbeitsamt, da sie während des Lehrgangs „dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehen“.

Von Marktbereichen, die ISI auf keinen Fall empfehlen würde, möchte Jo-Ann Reinefeldt nichts wissen. Das hänge von der Ausbildung der Frau und auch vom Konzept ab. Konkreter aber ist ihre Warnung: „Viele Frauen wollen einen Imbiß aufmachen oder ein Restaurant. Doch gerade das ist momentan sehr schwierig.“ Verallgemeinern aber läßt sich das nicht. Eine ehemalige Kursteilnehmerin ist inzwischen so erfolgreich, daß sie nun einen zweiten Imbiß eröffnet.

Der Jahreslehrgang bei ISI hat am Montag begonnen, es gibt jedoch noch fünf freie Plätze. Auskunft: 6211256 (Mo.–Do. 10–13 Uhr).