: Einsame Blaustrümpfe
■ Männerhaus Uni? – Broschüre über FU-Professorinnen
„Wechselhaft, bewölkt, mit zunehmenden Aufheiterungen“ – so sieht Ute Frevert, Professorin für Neuere Geschichte an der Freien Universität, die Position von Frauen an der Uni. Noch resignierter antwortet FU-Mathematikprofessorin Christine Keitel-Kreidt auf die gleiche Frage: „Unterprivilegiert und einsam“ seien die Frauen. „Wenn sie die gleichen Mechanismen wie Männer anwenden, gelten sie als ,furchtbar aggressiv‘.“ Und die Germanistin Karin Kohtz befindet: „Insgesamt, wenn man sich die Uni ansieht, ist es zum Steinerweichen.“
Ist die Alma Mater also ein Männerhaus? Das legt auch der Titel einer gestern vorgestellten Dokumentation nahe, der die Stellungnahmen entnommen sind. In einjähriger Arbeit trug die Historikerin Renate Korinski im Auftrag der FU-Frauenbeauftragten die Kurzbiographien sämtlicher 156 Professorinnen zusammen, die seit Gründung der FU 1948 bis zum Jahre 1994 dort gelehrt haben. „Für die Studentinnen sind Vorbilder wichtig, es gab hier nicht nur ältere Herren“, begründete die Frauenbeauftragte Christine Färber das Vorhaben.
Die „Vorbilder“ aber hatten und haben es nicht leicht. „Eine Hochschulkarriere ist oft eine Entscheidung für einen sehr einsamen Weg“, weiß die Frauenbeauftragte. Der Verzicht auf Ehe und Familie ist für viele Professorinnen normal, während umgekehrt wohl kaum ein Professor ohne die treusorgende Gattin im Rücken auskommt. Hinzu kommen die diskriminierenden Erfahrungen im „Männerhaus“ Universität. 50 Prozent aller FU-Professorinnen, so das Ergebnis einer Befragung der Studentin Andrea Müller, haben derlei Erfahrungen gemacht. Kein Wunder: Was die Zahl der Wissenschaftlerinnen im europaweiten Vergleich angehe, sei Deutschland nach der Schweiz auf dem vorletzten Platz, weiß die Frauenbeauftragte. Womöglich liege das daran, daß Professuren in Deutschland mit „hohem Prestige und viel Freiheit und Geld“ verbunden seien, „also ist die Konkurrenz sehr hoch“.
Die FU steht dabei sogar noch am besten da: „Mit vier Prozent Frauen auf den C4-Professuren ist sie einsame Spitze in Deutschland.“ Christine Färber macht dafür die „lange Tradition der Frauenförderung“ an dieser Universität verantwortlich. Trotz Stellenabbaus habe der Frauenanteil in den letzten Jahren wenigstens langsam gesteigert werden können, während er in anderen Unis zum Teil rapide abnahm.
Die Broschüre ist für 10 Mark in den Buchläden zu bestellen (ISBN 3-929968-06-1) Ute Scheub
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen