Goldgrube leckte zum zweiten Mal

■ Minengesellschaft: Guyana-Standards wie in Kanada

Berlin (AP/AFP/taz) – Die Giftkatastrophe im südamerikanischen Guyana kam nicht überraschend. Schon einmal war bei der Omai-Goldgrube in diesem Jahr hochgiftiges Natriumzyanid ausgeflossen und hatte ein kleineres Fischsterben verursacht. Das Natriumzyanid wird für die elektrolytische Trennung des Goldes aus dem gemahlenen Erz benötigt. Die Grube, Südamerikas größtes Tagebauunternehmen, war erst 1993 in Betrieb genommen worden. Seit einem Dammbruch in der Nacht zum Sonntag sind aus dem Abwasserreservoir der Grube mindestens 1,2 Millionen Liter zyanidhaltiges, verschlammtes Wasser in den Fluß Omai geflossen. Der Omai ist ein Zweigfluß des größten guayanischen Flusses Essequibo, aus dem insbesondere amerindianische Ureinwohner ihr Trinkwasser beziehen.

Guyanas Premierminister Sam Hinds forderte die US-amerikanisch/kanadische Minengesellschaft Omai Gold Mines zu größeren Sicherheitsvorkehrungen auf. Minenchef Louis Gignac konterte sofort: „Wir haben in Omai die gleiche Technologie und die gleichen Umweltstandards wie in Kanada.“ Derzeit wird Gold in Guyana weit unter Weltmarktpreis gefördert. Eine Unze Gold kostet in Guyana 244 Dollar, während der Weltmarktpreis 145 Dollar höher liegt.

Infolge des Unfalles sind mehr als 18.000 Menschen von der Trinkwasserversorgung abgeschnitten. Die Mine will eine Ersatzversorgung organisieren. Der Neubau eines Abwasserteichs wird die Gesellschaft 5 Millionen Dollar kosten. Außerdem muß die Grube für mindestens zwei bis drei Monate stillstehen, weil ein Teil des ausfließenden Abwassers in die Grube geleitet wurde. Die Gesellschaft rechnet mit einem Produktionsausfall von 40- bis 60.000 Unzen Gold. 1994 lieferte die Omai- Goldgrube noch 252.000 Unzen. An der kanadischen Börse sank der Kurs des Omai-Hauptaktionärs Cambior zu Beginn der Woche um ein Viertel. Christian Rath