: Jordanien bricht mit Irak
■ Fernsehansprache König Husseins / Aufzeichnung im Irak ausgestrahlt
Amman/Nikosia (AP) – Der jordanische König Hussein hat die schon seit Tagen zu erkennende Abkehr vom einstigen Verbündeten Irak nun offen vollzogen. In einer 45minütigen Fernsehansprache warf er der Führung in Bagdad vor, sie habe der irakischen Bevölkerung großes Leid zugefügt und ihn, Hussein, getäuscht. Der nach Amman geflohene Schwiegersohn des irakischen Staatsschefs, General Hussein Kamil Hassan al-Madschid, habe ihm jedoch die Augen geöffnet. Der Monarch vermied es in der Rede allerdings, Saddam Hussein namentlich zu nennen.
Hussein ging auch nicht so weit, zum Sturz des irakischen Präsidenten aufzurufen oder den Abbruch der diplomatischen oder Handelsbeziehungen zu Bagdad anzukündigen. Die Schließung der Grenze zu dem Nachbarland erwähnte er ebenfalls nicht. Der König deutete aber an, daß er weitergehende Schritte unternehmen könnte, falls das von ihm jahrelang unterstützte Regime in Bagdad weiter eine Politik verfolge, die sowohl Jordanien als auch der gesamten arabischen Welt Schaden zufüge. Er sei wegen der nationalen Einheit und der Souveränität Iraks besorgt, fügte Hussein hinzu. Er rief zu demokratischen Reformen auf und äußerte die Hoffnung, daß es im Irak „ausgewogenen und wahren Pluralismus“ geben werde.
Das irakische Fernsehen übertrug am Mittwoch abend eine unkommentierte Aufzeichnung der Rede in voller Länge, wie die Bagdader Nachrichtenagentur INA und der britische Sender BBC berichteten. Vor Beginn der Sendung erklärte ein Fernsehsprecher lediglich, die Bürger seien über die „klare Politik“ der irakischen Führung in allen Bereichen gut genug informiert, um sich über die Ausführungen des Königs selbst ein Urteil zu bilden.
Kommentar Seite 10
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen