Jedem der halbe Abwasch

■ Die SPD-Frauen erwägen einen Gesetzesantrag zur Gleichberechtigung im Haushalt. Ministerin Nolte protestiert

Berlin (taz) – Der Abwasch türmt sich, die Kinder sind todmüde. Trotzdem guckt der Ehemann lieber Fernsehen und wartet, bis die Angetraute vom Kita-Elternabend kommt und den Haushalt schmeißt. So sieht es allabendlich in vielen tausend Familien aus. Die Frauen in der SPD wollen ein Signal dagegen setzen: „Wir denken über eine Initiative nach, die gleichmäßige Beteiligung im Haushalt gesetzlich festzuschreiben“, bestätigte gestern Ulla Schmidt, frauenpolitische Sprecherin der SPD.

Im einschlägigen Paragraphen 1356 des BGB heißt es bisher nur: „Die Ehegatten regeln die Haushaltsführung im gegenseitigen Einvernehmen.“ Nach dem Willen der SPD-Frauen soll dort künftig festgeschrieben werden: „Die Führung des Haushalts, die Erziehung der Kinder und die Pflege ist die gemeinsame Aufgabe der Ehegatten.“ Damit wären die Männer zwar nicht zur Hausarbeit verpflichtet, „aber es würde immerhin eine Norm gesetzt“, so Schmidt. Nach den Statistiken schuften vollzeiterwerbstätige Mütter erheblich mehr im Haushalt als die Väter.

Familienministerin Claudia Nolte (CDU) bezeichnete den SPD-Vorschlag gestern als „völlig überflüssig“ und „kontraproduktiv“. Sie werde nicht zulassen, daß der Staat in Ehen und Familien hineinregiere. Nur durch Einsicht und Vernunft sei mehr Partnerschaft zu erreichen.

Die Idee zu der SPD-Initiative stammt aus Österreich, wo in Scheidungsverfahren noch das Verschuldensprinzip regiert. Männer zeigen dort Polaroidfotos von Abwaschtürmen und ungebügelten Hemden, um das Versagen der Ehefrau zu demonstrieren. Im Gegenzug forderte die österreichische Frauenministerin Helga Konrad (SPÖ), die Männer auch per Gesetz zur Hausarbeit zu verpflichten, wenn beide Ehepartner berufstätig sind. Bislang erntete sie damit allerdings nur Gelächter. BD