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In Bed with Robocop

■ Schneller, härter, schriller: „Hongkong-Night“ im Kino 46

Wenn das populäre Genrekino in den letzten zehn Jahren überhaupt neue Impulse bekommen hat, dann nicht im satten Hollywood sondern im hungrigen, nervösen Hongkong. Rasanter und origineller als dort wird nirgends gesprungen, gefochten und geschossen. Die Kämpfe sind choreographiert wie Ballettszenen und alles geht so schnell, daß die Filmhelden oft schon zwei Duelle weiter sind, wenn man als westlicher Zuschauer gerade mal die Untertitel entziffert hat.

Aber die großen Talente Hongkongs wie John Woo und Tsui Hark haben sich inzwischen längst nach Hollywood oder Taiwan abgesetzt. Grund: 1997 ist es aus mit Hongkongs Souveränität und damit wohl auch mit dem Filmboom. Seither wird das Publikum durch eine extrem schnelle Überproduktion übersättigt. In der „Hongkong- Night“ im Rahmen des Fantastivals im Kino 46 sind jetzt drei von diesen neuen Produktionen zu sehen.

In „Deadly China Dolls“ von Godfrey Ho sind es drei Frauen, zwei Auftragskillerinnen und eine Polizistin, die am erfolgreichsten schießen, schlagen und treten können. Dabei zeigen sie soviel nackte Haut, daß das Video in England prompt auf den Index wanderte. Sexszenen, die fast ans Pornographische grenzen, sollen vielen neuen Hongkongfilmen den Kick geben, der sie erfolgreicher macht als die vielen Filme der Konkurrenz. Auch „Robotrix“ setzt auf diese Karte, denn die von der Polizei hergestellten Androiden, sind weiblich und wenn sie nicht gerade mit Stahlarmen kämpfen, versuchen sie ihne Gegner im Bett zu besiegen. „Ein chinesischer Robocop, infiziert vom Geiste Russ Meyers“ analysiert der Kritiker Rick Baker.

Das klassische chinesische Filmgenre, auf dem alle Kampftechniken und Actionszenen beruhen, ist natürlich der Kung-Fu-Film. Gerade dafür aber interessiert sich in Hongkong heute kaum noch jemand. „The Barefoot Kid“ aber ist noch einer der vergleichsweise altmodischen Actionfilme. Hier wird mal wieder ein Bauernjunge von einem Meister in den alten Kampftechniken unterrichtet; schließlich besiegt er in einem akrobatischen Showdown gegen seine Feinde.

Wilfried Hippen

Kino 46 (Waller Heerstr. 46), im Rahmen des „Fantastivals“, Samstagabend ab 22.30 Uhr

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