■ Turn your Radio on: Radio als Kunstform, sowas müßte es geben
Johannes Reuter, 37 Jahre, Architekt und Cellist
Ich bin nicht so ein Informationshecht und höre deshalb nur selten Radio. Ich stehe dieser Flut von Informationen eher skeptisch gegenüber. Ich fände es toll, wenn beim Radio, ohne Inhalte und Geschichten, mehr mit dem Medium rumexperimentiert würde. So wie in der Anfangszeit der Radiosender. Das Spiel mit dem Phänomen des Hörens oder das Radio als Kunstform, sowas müßte es wieder geben.
Monika Jürgens, 35 Jahre, Studentin
Ich höre jeden Morgen zwischen acht und neun Uhr Radio, wenn ich frühstücke. Dabei komme ich einfach auf andere Gedanken und finde Zerstreuung. Radio hören ist Entspannung für mich. Außerdem ist man gleich gut informiert, wenn man morgens Nachrichten hört. Radio hören ist auch nicht so ein Vollkonsum wie Fernsehen. Jetzt im Sommer sind mir die Wetterberichte besonders wichtig.
Anneliese Braun, 20 Jahre, auf Jobsuche
Am geilsten ist Radiohören vorm Einschlafen. Sonst hör' ich lieber meine Tapes. Beim Radio ist zuviel Blabla dazwischen. Es müßte mehr Mucke geben, die nicht so hitparadenorientiert ist. Hardcore fehlt zum Beispiel völlig. Das ist alles so'n Popgeschnösel, da hört man kaum zu. Das dudelt nur so nebenbei. Das kann doch wohl nicht der Sinn sein. Es wird einfach immer das gleiche gespielt.
Jürgen Gross, 31 Jahre, Uni-Mitarbeiter
Früher hatte das Radioprogramm einen viel höheren Anspruch. Gut recherchierte politische Hintergrundberichte sind heute leider selten. Radio 100 oder DT 64, so'n alter Ostsender, das fehlt jetzt. Was mich an den Radiosendern total nervt, ist diese ständige Selbstbelobhudelei. Das ist echt anstrengend. Das Radioprogramm wird immer stumpfsinniger. Die Verdummung schreitet fort.
Regine Fenger, 57 Jahre, Angestellte
Nach Feierabend und am Wochenende höre ich sehr viel Radio, meistens klassische Musik zur Untermalung. Radio hören finde ich viel besser als Fernsehen, weil man noch was dabei erledigen kann. Und durch die Nachrichten jede Stunde werde ich ausreichend informiert. Das Radioprogramm ist zwar im Laufe der Jahre anders geworden, aber dafür gibt es ja heute eine Riesenauswahl.
Nardele, 45 Jahre, Übersetzerin
Abends höre ich häufig Radio, wenn ich zu Hause auf der Terrasse sitze, meistens Klassikradio und Radio Brandenburg. Das ist einfach schön. Allerdings fehlt in Berlin immer noch ein Sender, der ausschließlich Musik ausstrahlt, eine reine Musiksendung ohne Nachrichten und Infos dazwischen. Außerdem sollte der Hörer die Chance haben zu wissen, von wem die Musik kommt.
Umfrage: Silke Fokken
Fotos: Rolf Zöllner
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