: Öko-Lizenz für saubere Produktion
■ Drei Unternehmen erhalten Öko-Audit-Stempel für ökologische Produktion. Teure Investitionen sind rentabel
Umweltschutz kostet nicht nur Geld, sondern macht sich mittelfristig auch für kleine und mittelgroße Unternehmen bezahlt. Das ist das Fazit von drei Berliner Betrieben, die gestern nach der EU- Öko-Audit-Verordnung ihre Umwelterklärungen vorstellten. Mit der Analyse ihrer Produktionsweise stehen die Unternehmen – der Büromaterialhersteller Stolzenberg, die Tischlerei Fritz Funk und die Bio-Bäckerei „Märkisches Landbrot“ – kurz davor, als erste Berliner Betriebe die begehrte Lizenz als ökologisch produzierender Betrieb zu bekommen.
Die „Öko-Audit-Verordnung“ der europäischen Union von 1993 gibt Unternehmen die Möglichkeit, ihre Produktion freiwillig nach einem standardisierten Verfahren auf ökologische Schwachstellen abklopfen und einen „Umweltmanagement-Plan“ erstellen zu lassen. Am Ende dieser Überprüfung steht eine Bilanz, die dem Unternehmen zeigt, wo Verbesserungen etwa in der Rohstoffbeschaffung, der Verarbeitung oder der Abfallentsorgung möglich sind. Entsprechen die geprüften Zustände den Anforderungen, bekommt das Unternehmen die Lizenz: ein Zeugnis für ökologisch korrekte Produktion, mit dem sich gut werben läßt. Den Prozeß der Analyse durch externe Gutachter und der betrieblichen Veränderung haben die drei Unternehmen, gefördert durch ein Pilotprojekt der Wirtschaftsverwaltung, nun hinter sich. In der Tischlerei Funk wurde nach Angaben von Geschäftsführer Thomas Grelich der Lärm der Maschinen durch Zwischenwände gesenkt, eine Anlage zur Absaugung der Farbnebel installiert, die Produktion größtenteils auf lösungsmittelfreie Lacke umgestellt, mit einer neuen Heizung und Beleuchtungsanlage Energie gespart.
Beim Büroausstatter Stolzenberg wurde an der Heizungsanlage und beim Abfall gespart und die „Abfallwirtschaft zum Profitcenter gemacht“: Neben Mülltrennung wurde für einen Teil des Abfalls sogar ein Abnehmer gefunden. In der Bio-Bäckerei schließlich wurden neue effiziente Öfen angeschafft und die Räume mit Wärmedämmung ausgerüstet.
„Öko-Audit kostet richtig Geld, aber auf lange Sicht rechnet es sich auch“, meinte Horst Normann, kaufmännischer Leiter von Stolzenberg. Trotz einer Unterstützung von über 50 Prozent der Kosten durch die Senatsverwaltung für Wirtschaft haben die Unternehmen jeweils etwa 80.000 Mark in die Untersuchung investiert. „Aber wir sparen durch die Ergebnisse jährlich auch 25.000 Mark“, sagte der Geschäftsführer der „Märkischen Landbrot“, Joachim Weckmann. Alle drei Unternehmen rechnen mit nur drei bis fünf Jahren, in denen sich die Investitionen in die Öko-Audit-Durchleuchtung rentieren sollen – bei steigenden Entsorgungs- und Energiekosten soll das sogar noch schneller gehen.
Die Vertreter der Betriebe meldeten aber auch Kritik an: Die Verordnung für große Firmen sei schwer auf kleine Betriebe anzuwenden. Manche technischen Maßnahmen seien zwar sinnvoll, rechneten sich aber „betriebswirtschaftlich nicht immer“, hieß es von der Bäckerei. Schließlich forderten die Betriebe die Behörde auf, bei der Ausschreibung öffentlicher Bauvorhaben die Betriebe mit einer Öko-Audit-Lizenz zu bevorzugen.
Das nun konnte Wirtschafts- Staatssekretär Hans Kremendahl nicht versprechen, dafür gebe es einfach noch zuwenig Betriebe mit der Lizenz. Kremendahl hofft auf eine Berliner „Modellregion für umweltorientierte Betriebe“. Der Erfolg der drei Unternehmen zeige, daß Öko-Audit nicht nur für große Firmen, sondern auch für kleine und mittlere Betriebe machbar sei, die 80 Prozent der Arbeitsplätze in Berlin stellten. Bernhard Pötter
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