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„Ich erinnere mich deutlich an eine Bombe, die nicht explodierte“

„Stellen Sie sich einen Boxring vor, aus Stahl und auf Säulen gestellt – von diesen Plattformen gab es ungefähr 40. An den Tagen, an denen eine Explosion stattfand, mußten wir auf eine solche Plattform klettern. Was passierte, war, daß eine Sirene ertönte, so ähnlich wie bei einem Feueralarm – ein hoher Ton. Der dauerte ungefähr 15 oder manchmal 20, 25 Sekunden. Während der Dauer dieses Tons bebte die Insel, dieses kleine Stück von Sand, auf dem wir sonst lebten – in der Mitte des Pazifiks. Man muß sich das vorstellen, wie bei einem Erdbeben in San Francisko oder Los Angeles.

Es war sehr, sehr beängstigend. Die Gefühle dabei sind so intensiv und so schnell, daß sie alle zu einem Spektrum des Terrors werden. So hat man ein Gefühl von Ehrfurcht, ein Gefühl von Horror, ein Gefühl von Terror, ein Gefühl von Furcht. Es herrscht eine Totenstille auf der Insel.

Ich versuchte, in die Gesichter der anderen zu sehen, in der Hoffnung, daß mir ein anderer Hoffnung gibt. Aber alle sind traurig, niedergeschlagen. Sie lassen die Schultern hängen. An einem Tag sah ich einen Legionär, der hatte ein Bild von einem kleinen Mädchen in der Hand. Es war seine Tochter, und er betete. Dort auf der Insel sah man jede Art von negativem Gefühl. Ich war Zeuge von 15 solcher Explosionen bzw. Nukleartests. Ich erinnere mich deutlich an eine Bombe, die nicht explodierte. Die Sirene ertönte, und es bewegte sich nichts. Wir mußten noch eine weitere Stunde auf der Plattform vor der Insel verbringen, die Sirene heulte wieder, aber nichts passierte. Und ich glaube, es gibt zumindest eine Atombombe unter dem Atoll, die nicht explodierte.“

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„Die einzige Schutzmaßnahme war, daß wir am Ende des Tages eine spezielle Dusche hatten. Die Dusche nahm man in einer mobilen Kabine. Als wir in diese Kabine gingen, nahmen wir ein spezielles Shampoo. Dieses Shampoo sollte die mögliche radioaktive Strahlung mindern. Das gesamte Wasser und der Staub, der von einem floß, wurde in Eimern gesammelt. Und ich sah an der Seite eines Eimers ein Etikett, darauf stand ,Centre des Experiments du Pacifique‘. Das ist ein großes Gebäude auf Tahiti, in dem sie alle Materialien analysierten, die von Moruroa kamen. Unter diesen Materialien sind die Exkremente der Legionäre und der gesammelte Urin der Legionäre, gewöhnlich von drei oder vier Wochen. Alle Legionäre der Strafkompanie waren gezwungen, in Gefäße auszuscheiden, und das waren alte Joghurtbecher, versehen mit unserer Nummer und unserem Namen. Auch in andere Gefäße mußten wir urinieren, wiederum versehen mit unserem Namen und unserer Nummer. Sie wurden alle in ein Paket verpackt und an das Experimentierzentrum nach Tahiti geschickt. Wir haben nie wieder etwas davon gehört. Meiner Meinung nach waren wir die Versuchskaninchen.“Befragt von Ulrich Neumann

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