: Ballons und Tauben zum Auftakt in Peking
■ Das alternative Forum der Frauenorganisationen ist offiziell eröffnet
Peking (taz) – Über dem Olympiastadion schwebte ein Zeppelin mit dem Slogan der Weltfrauenkonferenz: „Gleichheit, Entwicklung, Frieden“, erweitert um die traditionelle „Freundschaft“. Rund 18.000 Frauen aus aller Welt waren zusammengekommen, um die Eröffnung des alternativen Forums der Frauengruppen zu feiern. Ein chinesisches Frauenorchester spielte, Beethovens „Ode an die Freude“ klang auf. Die Vorsitzende des chinesischen Frauenverbandes, Chen Muhua, altgediente Parteifunktionärin und ehemalige Ministerin, hielt die Begrüßungsrede, während sich unter den Tribünen mehr als tausend SchülerInnen auf ihre Tanzvorführungen vorbereiteten und ein stattliches Aufgebot an Polizei die Veranstaltung sicherte.
Bunte Ballons schwebten in den Himmel, und Tausende Tauben sollten es ihnen nachtun. „Ich freu mich auf die Konferenz“, sagte eine junge Frau aus Bangladesch, die in den nächsten Tagen ihre Arbeit in einem nationalen Entwicklungsprojekt vorstellen will. „Diese Eröffnungsfeier war so wie all diese internationalen Veranstaltungen, da war nichts Besonderes“, kommentierte dagegen eine indische Besucherin.Ausrichter des Forums der regierungsunabhängigen Frauengruppen ist der chinesische Frauenverband, der vor der Konferenz zum „regierungsunabhängigen“ Organ für chinesische Fraueninteressen erklärt worden ist.
Überorganisation und Pannen
Neben den 26.000 Frauen aus allen Ländern der Welt, die bis gestern in Peking angekommen sind, sollen auch ausgewählte Chinesinnen an dem Treffen teilnehmen, das bis zum 8. September in dem 50 Kilometer entfernten Vorort Huairou stattfinden wird. Dorthin war das Forum überraschend im April verbannt worden, offenbar weil die Regierung unliebsame Aktivitäten und Proteste der Frauengruppen fürchtet.
Viele Frauen, die gestern an der Eröffnungsfeier teilnahmen, waren aus Huairou nach Peking gekommen. Schon Stunden zuvor wurden die Zufahrtstraßen für die Busse freigehalten – geschmückt mit bunten Fahnen, wie alle Verbindungsstraßen zwischen den Veranstaltungsorten der Weltfrauenkonferenz.
Wie schon bei ihrem Versuch, die Vergabe von Hotelzimmern an alle TeilnehmerInnen zentral zu kontrollieren, glänzten die chinesischen Gastgeber auch hier durch Überorganisation: In die Eröffnungsveranstaltung kamen nur diejenigen, die sich vorher eine Eintrittskarte besorgen konnten – und davon gab es nicht genug. So mußten viele draußen bleiben, und im Stadion gab es jede Menge freie Plätze.
Richtig ärgerlich waren die JournalistInnen. Für sie waren nur 300 Karten bei der Eröffnungszeremonie vorgesehen. Die meisten von ihnen mußten schon bei ihrer Ankunft feststellen, daß ihnen nur wenige, teure Hotels in der Pekinger Innenstadt zugewiesen wurden. Auch viele TeilnehmerInnen der NGO-Konferenz mußten sich in anderen Hotels einquartieren, als sie reserviert hatten. Dabei ist unergründlich, nach welchen Kriterien sie umverteilt wurden. Die überall postierten chinesischen BetreuerInnen mußten sich in den ersten zwei Tagen zahlreiche Wutausbrüche und Klagen anhören.
Heute beginnt in Huairou das eigentliche NGO-Forum. In den nächsten zehn Tagen werden dort über 4.000 Arbeitsgruppen stattfinden und Vorschläge für die offizielle Konferenz der Regierungen erarbeitet. Karin Gabbert, Jutta Lietsch
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