: Doch keine Egoisten
■ Zentralstelle KDV: Im ersten Halbjahr kein Verweigerer-Rekord
Bremen (dpa) – Die Bremer Zentralstelle für die Rechte von Kriegsdienstverweigerern hat die Diskussion um eine dramatisch gestiegene Zahl von Kriegsdienstverweigerern als unsinnige Sommerlochstory bezeichnet. Die Wehrbeauftragte des Bundestages, Claire Marienfeld (CDU), hatte am Wochenende von einer „dramatischen gesellschaftlichen Entwicklung“ und einer „Generation von Egoisten“ gesprochen. Laut Zentralstelle gibt es bislang keinen Geburtsjahrgang in der Bundesrepublik, in dem mehr als 25 Prozent der erfaßten Männer als Verweigerer anerkannt wurden. Die Zentralstelle verwies darauf, daß im ersten Halbjahr 1995 rund 25 Prozent (210.369) mehr junge Männer gemustert worden seien als im Vorjahreszeitraum (168.732).
Zudem sei der Anteil der Wehrdienstfähigen durch die Einführung der neuen Tauglichkeitskategorie (T7) auf über 85 Prozent gesteigert worden. Mehr Gemusterte mit relativ mehr Tauglichen hätten aber auch mehr Anträge auf Kriegsdienstverweigerung zur Folge. Deren Zahl sei nicht rekordverdächtig, sondern liege im erwarteten Rahmen, so Ulrich Finckh von der Zentralstelle. Man lehne schärfere Anerkennungsverfahren für Verweigerer ab, wie sie von der Bonner Koalition gefordert werden. Zivildienstleistende seien ohnehin durch die längere Dienstzeit benachteiligt. Der Vorwurf des Egoismus sei daher falsch.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen