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Unterm Strich

Einen Tag nach den Nato-Luftangriffen haben die französische Regisseurin Ariane Mnouchkine und drei Theaterkollegen am Donnerstag in Paris ihren 27tägigen Hungerstreik für Bosnien beendet. Sie sehen ihre Ziele nicht zuletzt aufgrund der jüngsten Ereignisse in der Region sowie einer zunehmenden Sensibilisierung der Öffentlichkeit erreicht, hieß es. Bosniens Präsident Alija Izetbegović hatte sich nach dem Vergeltungsschlag der Nato gegen Serbenstellungen um Sarajevo am Vortag ebenfalls für ein Ende des Hungerstreiks ausgesprochen. Mnouchkine war am 4. August gemeinsam mit dem Autor Olivier Py, dem Regisseur François Tanguy sowie dem Theaterleiter Emmanuel de Vericourt in einen Hungerstreik für Bosnien getreten. Zuvor hatten sie bereits in einer Erklärung mit anderen Künstlern und Intellektuellen wie Merce Cunningham, Robert Wilson oder Jacques Derrida beim Theater-Festival in Avignon zu konkreten Maßnahmen gegen die „ethnischen Säuberungen“ in Bosnien aufgerufen. Den Hungerstreik als Protestaktion wollten sie bis zu einem „konkreten Zeichen“ für ein Ende der „Barbarei“ fortsetzen.

Der russische Bürgerrechtler und Literaturwissenschaftler Lew Kopelew liegt mit gebrochener Hüfte und Herzbeschwerden in einem Berliner Krankenhaus. Kopelew war am Mittwoch abend bei der Eröffnung der 45. Berliner Festwochen auf dem Weg zum Rednerpult gestürzt. Der 83jährige hatte anschlie-

ßend trotz der schweren Verletzung eine Festansprache gehalten, in der er über das Verhältnis zwischen Ost und West nach der Auflösung der Blöcke sprach. Kopelew erinnerte an die Worte Thomas Manns, der gemeint habe, gute Verbindungen zwischen Rußland und Deutschland seien „der Wunsch und Traum meines Herzens“, aber auch eine weltpolitische Notwendigkeit. Besondere Bedeutung komme Berlin zu. Die Stadt sei zeitweise die dritte Hauptstadt des russischen Geisteslebens nach Moskau und Petersburg gewesen.

Eine geplante Operation Kopelews am Donnerstag morgen mußte wegen Herzbeschwerden verschoben werden, berichtete ein Enkel des Bürgerrechtlers in Köln. Ärzte hätten versichert, daß Kopelew nach dem Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks wieder gehen könne. Lew Kopelew hatte unter Stalin langjährige Haftstrafen und unter Breschnew Drangsalierungen erdulden müssen. 1981 wurde er aus der Sowjetunion ausgebürgert und ließ sich in Westdeutschland nieder. Im selben Jahr erhielt er den Friedenpreis des Deutschen Buchhandels. Kopelew lebt in Köln und arbeitet an der Universität Wuppertal an einem Forschungsprojekt über deutsch-russische Literaturbeziehungen.

Die Stadt Gotha will in London einen Beutekunst-Prozeß gegen das Auktionshaus Sotheby's um ein Bild des Niederländers Joachim Wttewael (um 1566 bis 1638) führen. Das hat der Stadtrat entschieden, nachdem das Land Thüringen und der Bund 90 Prozent der Gerichtskosten übernehmen. Das Bild war 1945 Eigentum der Herzoglichen Stiftung für Wissenschaft und Kunst, als deren Rechtsnachfolger sich die Stadt Gotha betrachtet. Der Prozeß vor dem High Court gilt unter Experten als Musterprozeß für ähnliche Fälle von im Krieg geraubten Kunstgütern. Der Wert des Gemäldes wird auf bis zu zwei Millionen Mark geschätzt.

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