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Freilandversuch in diesem Jahr gescheitert

■ Gen-Mais und Gen-Raps weder in Buggingen noch in Wölfersheim ausgesät

Frankfurt/Berlin (taz) – Schlechte Zeiten für die Gentechindustrie in Deutschland. Im südbadischen Buggingen knallten jetzt die Sektkorken, nachdem dort ein Freilandversuch mit genmanipuliertem Mais für dieses Jahr endgültig verhindert werden konnte. Die Agrarfirma Vanderhave will aber nächstes Jahr einen neuen Versuch wagen. Axel Mayer vom südbadischen BUND ist dennoch begeistert: „Das ist der weltweit erste gewaltfrei verhinderte Freilandversuch.“

Ein zweiter Erfolg der GentechkritikerInnen zeichnet sich in Wölfersheim in der hessischen Wetterau ab. Rund 150 Menschen haben dort gestern – mit Petrus' Hilfe – den zweiten Aussaatversuch von genmanipuliertem Raps auf einem an die Chemiefirma AgrEvo verpachteten Acker verhindert. Nach den intensiven Regenfällen der letzten Tage war der Boden einfach zu naß für die Aussaat.

Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben: Anders als beim Bugginger Mais kann der Raps in Wölfersheim noch bis zum 15. September unter die Erde gebracht werden. In beiden Fällen sollen die anzubauenden Futterpflanzen immun sein gegen das von Hoechst hergestellte Pflanzenschutzmittel Basta, gegen das ansonsten „kein Kraut gewachsen“ ist.

Wegen der Freilandversuche in Wölfersheim knirscht es inzwischen auch im rot-grünen Koalitionsgebälk in Wiesbaden. Der Vorstandssprecher der hessischen Bündnisgrünen, Reimar Hamann, warf dem SPD-geführten Innenministerium vor, „in eklatanter Weise gegen die Koalitionsvereinbarungen verstoßen“ zu haben. In dem Papier sei nämlich die „Ablehnung der Gentechnologie in der Landwirtschaft“ festgeschrieben. Doch im Februar 1995 habe das Land als Eigentümerin eines Grundstücks innerhalb der sogenannten 200- Meter-Schutzzone um den Versuchsacker mögliche Einflußmöglichkeiten verschlafen. Der Pächter des landeseigenen Grundstücks hatte nämlich darauf verzichtet, nachbarrechtlich dem Freilandversuch zu widersprechen. Das ist auch wenig verwunderlich. Denn der Pächter dieses Grundstücks heißt Gottfried Glöckner – und ist identisch mit dem Gottfried Glöckner, der einige Äcker weiter seinen Acker an die AgrEvo verpachtet hat.

Das Land, so die Konklusion von Hamann, hätte als Grundstückseigentümerin auf den Pächter einwirken müssen. Hamann: „Hinter den Kulissen wird der Aussaat genmanipulierter Pflanzen zugestimmt, und gegenüber der Öffentlichkeit bedauert man achselzuckend, daß man nichts machen könne. Das kommt einem politischen Offenbarungseid gleich.“

Der Einspruch gegen die nachbarschaftsrechtliche Genehmigung durch den Pächter soll nun nachgeholt werden, wie aus dem bündnisgrünen Justizministerium gestern verlautete. Das sei Konsens im neuen rot-grünen Kabinett gewesen, sagte eine Sprecherin des Justizministers von Plottnitz. Der Haken dabei: Ein solcher Einspruch hat keine aufschiebende Wirkung für die AgrEvo.

Der Versuch ist aber schon längst genehmigt. Deshalb werden die „Wühlmäuse“, wie sich die hessischen GentechkritikerInnen nennen, den Acker von Glöckner wohl weiter besetzt halten. Ihren permanenten Protest begründen die „Wühlmäuse“ übrigens gerne mit einem Zitat aus einer Stellungnahme des Robert-Koch-Instituts, das die Freilandversuche der AgrEvo genehmigt hatte: „Die Tatsache, daß gentechnisch veränderte Organismen in die Umwelt gelangen, liegt im Wesen der Freisetzung.“ Klaus Peter Klingelschmitt/

Christian Rath

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