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■ QuerspalteKarlsruhe, heilig's Blechle!

Karlsruhe, was ist los?! Lange hat man Dir vertraut. Wo Ratlosigkeit war, gabst Du mit Deinen Hohen Gerichten Halt. Karlsruhe, mit allen Fragen ist man zu Dir gepilgert, weil dort nur die Erleuchteten sitzen, umweht von der Aura der Unfehlbarkeit, umhüllt von roten Roben.

Und nun das, Karlsruhe! Urteile schleuderst Du hinaus ins Land, die ins Herz des Bürgers treffen, ins Mark, ins Gemüt, ja: in die deutsche Seele.

Schon das mit dem Kruzifix, o Bundesverfassungsgericht, offenbarte schauerlichst Deinen Verfall. Ist Dir eigentlich klar, was damit angerichtet wird? Brechen nicht Sado und Gonorrhöe über dieses Land, wenn's den Kleinen an der sittlichen Führung fehlt? Klassenzimmer ohne Gottessohn: Nicht nur die FAZ sorgt sich da ums christliche Abendland.

Und jetzt, Karlsruhe, bist Du vollends des Teufels! Jetzt geht's gegen Deutschlands heilig's Blechle! Das Auto, o Bundesgerichtshof, Symbol für Freiheit, Wohlstand, Abenteuer..., Symbol für alles, was Deutschen lieb und teuer ist, das Auto also: mit Füßen getreten, zerkratzt, gedellt, verschrappt. Und Du, Karlsruhe? Sprichst ihn frei, diesen Michael Hartmann (29), „Deutschlands berühmtesten Autohasser“ (AZ). Auf Kreuzungen frühstückte er. Auf Hauptstraßen spazierte er. Über Autos trampelte er hinweg, vielhundertfach, Autos, die friedlich und unschuldig dastanden – einfach nur so. Ein Ruch- und Reuloser!

Das Landgericht München, unterm Kreuz urteilend, sprach Recht: 10 Monate brummen, Herr Hartmann! Zugegeben, ein wenig verzärtelt war das „auf Bewährung“. Aber Du, Karlsruhe! Haust den Münchner Spruch jetzt vom Tisch. Gewährst nicht nur Milde, gibst obendrein Haftentschädigung – diesem Cabriomeuchler, diesem Limousinenschänder, diesem Oldtimerfledderer!

Karlsruhe! Nur mal so zum Nachdenken ein paar deutsche Namen: Porsche, BMW, der Daimler, Audi, die Volkswagenwerke... Himmelherrgottsakrament, Karlsruhe, ist Dir denn gar nichts mehr heilig? Luik & Thomma

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