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■ FlaschenpostWein-Boykott

Berlin (taz) – Die Boykottaktionen gegen französische Produkte zeigen Wirkung. „Je näher die Wiederaufnahme der Atomtests rückt, umso mehr meiden die Konsumenten französische Produkte“, berichtet das Weinmagazin Vinum: „Frankreichs Weinexport hat womöglich ein Problem namens Jacques Chirac.“

Die Handelsketten bei denen Vinum nachfragte, bestätigen Verkaufseinbußen und Stornierungen. Bei den deutschen Importeuren überrascht ein offener Brief des Großimporteurs „Jacques Weindepot“ an den französischen Botschafter, in dem die „vehemente Ablehnung der Wiederaufnahme französischer Atomtests“ zum Ausdruck gebracht wird.

Der Bremer Weinriese „Reidemeister & Ulrichs“ warnt, daß Frankreich seine führende Stellung bei edlen Genußmitteln auf einen Schlag verlieren könnte. Daß inzwischen auch Frankreichs Winzer den Boykott spüren, bestätigt der Bordeaux-Spezialist Franz Wermuth. Bei seinen Rundreisen in Frankreich habe er gespürt, daß einige Produzenten „ganz schön nervös“ seien.

Vinum berichtet auch über die Boykottaktionen in der Schweiz, die das Ausmaß hierzulande offenbar noch übersteigt. Caves Mövenpick registriert schon seit Mitte Juli täglich bis zu drei Stornierungen. „Wir sind vom Ausmaß der Reaktionen überrascht und haben unsere Partner im Bordeaux informiert“, wird Caves-Direktor Ueli Eggenberger zitiert.

Frankreichs Winzer wird der Boykott besonders treffen, zumal in Frankreich selbst immer weniger Wein getrunken wird, und die Branche seit langem in der Krise dümpelt. Ein Preisverfall, wie er in den letzten Jahren vor allem beim Champagner zu beobachten war, könnte die Folge sein. Beim Champagner trifft es indes keine Armen: Der Großteil der Produktion liegt in den Händen großer Konzerne. Manfred Kriener

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