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Merkel öffnet Atomklo

■ Ab Montag muß das Endlager Morsleben wieder Atommüll einlagern

Bonn/Magdeburg (dpa/AP) – Der Streit zwischen Bund und Sachsen-Anhalt um die Einlagerung mittelradioaktiver Abfälle in das einzige deutsche atomare Endlager in Morsleben hat sich zugespitzt. Bundesumweltministerin Angela Merkel (CDU) wies am Freitag Sachsen-Anhalts Umweltministerin Heidrun Heidecke (Bündnis 90/Die Grünen) an, bis kommenden Montag die Einlagerung zuzulassen. Heidecke hatte vor einer Woche die Einlagerung mittelradioaktiver Abfälle wegen Sicherheitsbedenken gestoppt. Nach Merkels Ansicht sind jedoch Eingriffe des Landes weder notwendig noch rechtmäßig.

Der von Heidecke verfügte Einlagerungsstopp kam quasi einer Teilschließung des Lagers gleich. Lediglich schwachradioaktive Stoffe durften weiter eingelagert werden. Die Weisung Merkels verpflichtet das Magdeburger Umweltministerium, seine Untersagungsverfügung zurückzunehmen und den Betrieb des Endlagers nicht weiter zu behindern, heißt es in einer Mitteilung aus Bonn. Zur Begründung hieß es, es seien keine durchgreifenden sicherheitstechnischen Gründe für die von Sachsen-Anhalt verfügte Betriebsunterbrechung ersichtlich.

Sachsen-Anhalts Umweltministerin Heidrun Heidecke kritisierte, daß die Weisung Merkels mit keinem Wort auf die gravierenden Sicherheitsbedenken der Landesregierung eingehe. Damit trage die Bundesregierung ab sofort „die Verantwortung für alle mit dem weiteren Betrieb des Endlagers verbundenen Risiken und Gefahren“.

Heidecke hatte in der Vorwoche eine Verfügung zum Teilstopp der Einlagerung in Sohle 5 des ehemaligen Salzstocks, 500 Meter unter der Erdoberfläche gegeben. Hier werden Fässer mit atomarem Müll aus 15 Metern Höhe gestürzt. Nach Auffassung der Landesregierung besteht die Gefahr, daß die Fässer bersten und die hochgiftigen Stoffe sich vermischen.

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