: So ungenau wie antiquiert
■ betr.: „Blumenkinder heilen mit Blüten“, taz vom 28. 08. 1995
[...] Alle Verfahren der Naturheilkunde, angefangen bei Kneipp mit Licht, Luft, Wasser, Bewegung, Ernährung, über Homöopathie, Reizstrom, Chiropraktik, Akupunktur bis hin zu Ozon, Hyperthermie usw., sind ehedem auf ähnliche Weise angegriffen worden. Fast alle sind mittlerweile Bestandteil der ärztlichen Gebührenordnungen. Den Bach-Blüten wird es möglicherweise nicht anders ergehen.
Die von ihr zitierte chemische Forschung ist inzwischen so ungenau wie antiquiert: Mit Verfahren der Physik lassen sich mittlerweile hochpotenzierte homöopathische Flüssigkeiten identifizieren, zwischen denen die Chemie nicht den geringsten Unterschied feststellen könnte.
Gegen Placebo-Wirkung hat ja niemand etwas, im Gegenteil: Auch hochwirksame, chemisch definierte Arzneimittel beziehen einen großen Teil ihrer Wirkung daher. Die neuerdings vielgepriesene „Psycho-Neuro-Immuno-Onkologie“ macht gerne Gebrauch davon.
Und was Colin Goldner nicht wissen kann: Medizin bedient sich zwar solch „exakter“ Wissenschaften wie der Chemie und der Physik, als Heilkunde ist sie aber wesentlich Erfahrungswissenschaft und nicht zuletzt auch Heilkunst. Norbert Hermann, Heilprak-
tiker, Bochum-Weitmar
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