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Zweimal sieben Minuten Redezeit für die offiziellen Delegierten

Zwei der 185 UNO-Mitgliedsstaaten sind gar nicht erst eingeladen worden: Das international geächtete Restjugoslawien (Serbien und Montenegro) und Somalia, weil es dort keine anerkannte Regierung gibt. Doch bis zum Wochenende haben 178 Regierungen angekündigt, daß sie ihre VertreterInnen nach Peking schicken wollen. So wird diese Konferenz mit rund 25.000 TeilnehmerInnen eine der größten UNO-Veranstaltungen, die es jemals gegeben hat.

Diese Zahl schließt nicht etwa die Frauen ein, die beim alternativen Forum der regierungsunabhängigen Organisationen (NGOs) im Pekinger Vorort Huairou registriert sind. Mitgerechnet werden allerdings die VertreterInnen von NGOs, die als Lobby- und Fachorganisationen bei der UNO akkreditiert sind. In Peking sind es über tausend Gruppen. Dazu gehört zum Beispiel amnesty international.

Seit der Umweltkonferenz in Rio 1992 sind zudem immer mehr Regierungen dazu übergegangen, ausgewählte NGO-VertreterInnen in ihre Delegationen aufzunehmen. In der deutschen Delegation für Peking sind es drei: die Welthungerhilfe, der Deutsche Frauenrat und das NGO-Frauenforum, ein Zusammenschluß von überwiegend entwicklungspolitisch engagierten Frauen. Eine Vertreterin des (ost)deutschen Demokratischen Frauenbundes ist nicht darunter.

Der Hauptteil der Konferenz kann nur eingefleischte BürokratInnen so recht begeistern: Nach der heutigen offiziellen Eröffnung halten die LeiterInnen der Regierungsdelegationen ihre Ansprachen. Jede hat zweimal sieben Minuten Redezeit. 175mal werden dann nationale Errungenschaften, Lob der eigenen Frauenpolitik und gute Vorsätze über das Plenum kommen. Für die Bundesrepublik wird Frauenministerin Claudia Nolte sprechen. Unterdessen verhandelt die offizielle Speerspitze der deutschen Fraueninteressen in verschiedenen Arbeitsgruppen über die Formulierungen des Abschlußdokuments, das zum Konferenzende am 15. September verabschiedet werden soll.

Die meisten Länder haben es diesmal geschafft, Ministerinnen oder andere hochrangige Politikerinnen an die Spitze ihrer offiziellen Delegationen zu setzen. Andere Länder schicken wie eh und je die Gattinen oder Töchter der Regierungschefs. Japan und Irland schickten lieber gleich Männer.Jutta Lietsch

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