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Die Politik Die 4. Weltfrauenkonferenz wird heute eröffnet. Der Vatikan und christliche Fundamentalisten wittern ihre Chance

Peking (taz) – „Chinas Frauen werden mehr über die Welt erfahren, und die Welt wird China besser verstehen“, versprach die Leiterin der chinesischen Regierungsdelegation, Chen Muhua, noch kurz vor der Eröffnung der 4. UNO-Frauenkonferenz in Peking. Heute beginnt das Ereignis, auf das sich China seit zweieinhalb Jahren vorbereitet und für das es bislang schon rund 140 Millionen Mark ausgegeben hat: Zwei Wochen lang werden Vertreter fast aller Staaten in der chinesischen Hauptstadt zusammenkommen.

Dort sollen sie sich auf die Formulierung einer „Aktionsplattform für Gleichberechtigung, Entwicklung und Frieden“ einigen. Diese Erklärung soll als kleinster gemeinsamer Nenner für die künftige Frauenpolitik in den einzelnen Ländern und auf internationaler Ebene gelten. Denn sie wird nicht per Mehrheitsabstimmung, sondern im Konsens entschieden werden.

Bei einer Zeremonie in der Großen Halle des Volkes am Rande des Tiananmen-Platzes wird der chinesische Partei- und Staatschef Jiang Zemin allerdings nicht den Generalsekretär der Vereinten Nationen empfangen können. Butros Butros Ghali hat seine Teilnahme aus Krankheitsgründen abgesagt. Er wird von seinem irakischen Berater, Ismat Kittani, vertreten.

Bislang hat sich erfüllt, was viele Frauen im Vorfeld dieser Konferenz befürchtet haben: Die chinesische Politik überschattete alles. Anders als bei den vergangenen großen Konferenzen werden die RegierungsvertreterInnen relativ unbehelligt in die Verhandlungen gehen. Denn die zahlreichen angereisten Frauen aus den regierungsunabhängigen Organisationen sind weit entfernt im Pekinger Vorort Huairou untergebracht. So werden in den nicht sehr geräumigen Gängen des Konferenzzentrums nur die „professionellen Lobbyistinnen“ der etablierten Gruppierungen auf die Delegierten warten. Dazu zählen Menschenrechtsgruppen, aber auch fundamentalistische Kirchengruppen und gutorganisierte sogenannte Lebensschützerinnen.

Vichetra Sharma, deren Familienplanungsorganisation IPPF zu den größten NGOs gehört, glaubt, daß die räumliche Trennung vom NGO-Forum vor allem dem Vatikan und einigen verbündeten Regierungen nützt. Sie fürchtet, daß deren Delegierte alles daransetzen werden, bei der Weltbevölkerungskonferenz 1994 erreichte Erfolge rückgängig zu machen. Zum erstenmal hatte die internationale Gemeinschaft das Recht der Frau, selbst darüber zu entscheiden, ob, wann und wie viele Kinder sie gebären will, anerkannt.

Fast gebetsmühlenartig wiederholen UNO-Aktivistinnen und Mitglieder von Frauengruppen, daß es bei der Konferenz nicht darum gehen dürfe, wieder eine schöne neue Erklärung zu produzieren. Patricia Licuanan, die Vorsitzende der „UN-Commission on the Status of Women“, konstatierte am Samstag in Peking, zehn Jahre nach der letzten Frauenkonferenz in Nairobi habe es auf der Ebene der Gesetze und Institutionen einen großen Fortschritt in der UNO und vielen Ländern gegeben. In der Praxis aber zeigt der jüngste Bericht der UNO-Entwicklungsorganisation UNDP, wie dramatisch die Lage vieler Frauen auch heute noch ist. Jutta Lietsch

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