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Unmut wächst

■ Werder: Lauter Änderungen „ohne Not“

Der beste „Abwehrchef“ des SV Werder Bremen heißt im Augenblick Willi Lemke. Für den Manager des deutschen Fußball-Vize-Meisters ist die derzeit schlechte sportliche Lage in der Bundesliga keineswegs dramatisch: „Wir müssen Geduld haben. Die Mannschaft befindet sich im Umbruch, die Umstellung nach 14 erfolgreichen Jahren unter Otto Rehhagel fällt schwer. Wir dürfen unsere Arbeit nicht schon jetzt in Frage stellen.“ Lemke ist bemüht, die aufkommende Kritik an Trainer Aad de Mos im Keim zu ersticken. Doch der Unmut wächst und ist sowohl bei der Mannschaft als auch im Umfeld herauszuhören.

Stein des Anstoßes sind die zahlreichen Veränderungen, die der Rehhagel-Nachfolger seit seinem Amtsantritt am 10. Juli „ohne Not“ vorgenommen hat. Das neue System mit der Vierer-Kette in der Abwehr funktioniert noch nicht, der Einbau jüngerer Spieler sowie der Austausch der Routiniers verlief nicht reibungslos, und das frühzeitige Auswechseln hat für Unruhe gesorgt. Die Spielordnung ist bislang nicht da, die Mannschaft wirkt „kopflos“, und vor allem hat bisher der Angriff versagt. „Uns hat auch das Herz gefehlt“, klagte Heiko Scholz nach dem 0:3 in Uerdingen und traf damit den Nagel auf den Kopf.

Zehn Spieler hat Aad de Mos schon für sein Abwehr-System ausprobiert. Den großen Durchbruch hat die „Kette“ noch nicht geschafft, so daß einige Werder-Profis schon zur alten Spielart mit einem Libero zurückkehren möchten. Doch der Niederländer hat bei allen Werder-Mannschaften bis zur F-Jugend die Vierer-Kette „angeordnet“, so daß eine Änderung nach dem Motto „Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln“ sicherlich auch Verständnislosigkeit hervorrufen würde.

Für die Bremer wird der Bundesliga-Punktkampf am Freitag gegen TSV 1860 München zu einem wichtigen Spiel. „Da müssen drei Punkte her“, forderte Lemke. Für den SV Werder bleibt das Saison-Ziel die Teilnahme am nächsten Europapokal-Wettbewerb. Finanziell könnten die Bremer jedoch auch ein Jahr ohne internationale Spiele überbrücken. dpa

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