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Ratko Mladi stellt der UNO Bedingungen

■ Bosnische Serben "bieten an", die Schutzzonen nur noch zur "Selbstverteidigung" anzugreifen / US-Vermittler in Athen

Sarajevo (AFP/AP/taz) – Die bosnischen Serben haben offenbar noch nicht mit dem von der UNO geforderten Rückzug ihrer schwerer Waffen aus der Region um Sarajevo begonnen. Es gebe keine Anzeichen für einen solchen Rückzug, sagte der Sprecher der UN-Schutztruppe in Sarajevo. Die UNO hatte den bosnischen Serben mit neuen Nato-Luftangriffen gedroht, sollten diese ihre Stellungen in den vier UN-Schutzzonen nicht räumen.

In einer ersten Reaktion auf die UN-Forderungen stellte das Oberkommando der bosnischen Serben in einer Erklärung fest, daß UN- General Janvier die Presse „einseitig“ über den Verlauf der Verhandlungen mit dem bosnisch-serbischen Armeechef Ratko Mladić informiert habe. Nach dieser Erklärung haben die bosnischen Serben bei den Gesprächen am Wochenende angeboten, die UN- Schutzzonen nur noch zur „Selbstverteidigung“ anzugreifen. Demnach stimmten die Serben auch dem Abzug ihrer schweren Waffen aus Sarajevo zu, allerdings unter der Voraussetzung, daß auch die Regierungsarmee ihre schweren Geschütze zurückziehe. Die Serben verlangen einen sofortigen Waffenstillstand für ganz Bosnien und den Stopp der Angriffe der NATO und der Schnellen Eingreiftruppe auf ihre Stellungen.

Ein UN-Sprecher wies die Erklärung zurück, da der Abzug der Waffen an zu viele Bedingungen geknüpft sei. Diese könnten die UN nicht akzeptieren. Das für die Presse gedachte Papier sei keine Antwort auf die UN-Forderungen.

Trotz der Haltung der bosnischen Serben hat sich die Lage in Sarajevo deutlich verbessert. Die UNO öffnete die „blauen Routen“, die Versorgungswege in die Stadt. Gestern konnten mindestens 50 leere Lastwagen Sarajevo verlassen, um Lebensmittel zu holen. Während die politische Führung der Pale-Serben die Öffnung begrüßte, wurde sie von ihrer Armee kritisiert. Die UNO hätte vorher die Zusage der Militärs einholen müssen.

Der US-Unterhändler für Bosnien, Richard Holbrooke, ist gestern in Griechenland eingetroffen, wo er mit Außenminister Carolos Papoulias sprach. Neben Bosnien sollte auch das Thema Mazedonien auf der Tagesordnung stehen. Die USA wollen im Streit zwischen Griechenland und der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik vermitteln. Die beiden Staaten sollen zur Wiederaufnahme der seit zwei Jahren eingefrorenen Verhandlungen gedrängt werden. Holbrooke kam aus Belgrad, wo er aber nach eigenen Angaben keine Fortschritte bei seiner Vermittlung erzielen konnte. Es gebe sehr große Unstimmigkeiten bei der Frage der prozentualen Aufteilung Bosniens.

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