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■ Schiller Theater und GeburtstageBögers erste Schlappe

Geburtstage bergen ein gewisses Risiko. Schließlich kann derjenige, der wieder ein Jahr älter geworden ist, nicht bestimmen, was er geschenkt bekommt. Klaus Böger, Chef der SPD-Fraktion, feierte gestern seinen Fünfzigsten und bekam diese Ohnmacht zu spüren. Wenige Minuten vor Mitternacht – als Bögers Geburtstag begann – stimmten CDU und SPD im Abgeordnetenhaus gegen eine Neuausschreibung des Vertrages zum Schiller Theater und damit faktisch dem umstrittenen Schwenkow-Deal zu. Böger hatte gegen den Vertrag gekämpft, weil Schwenkow für das Theater statt einer Jahrespacht von 408.000 Mark an das Land Berlin nur 8.000 Mark zu zahlen braucht.

Böger ist eigentlich kein Mann, der seine Macht überschätzt. In den knapp zehn Monaten seiner Zeit als Fraktionschef ist er extrem erfolgreich gewesen. So setzte er etwa gegen die starken Interessen der CDU für kommendes Jahr eine Volksabstimmung zur Vereinigung mit Brandenburg durch. Auch durchbrach er die Blockade des Koalitionspartners bei der Reform der Verfassung, bereitete CDU- Fraktionschef Klaus Landowsky einen herben Mißerfolg, von dem sich der konservative Populist noch immer nicht erholt hat. Der Schwenkow-Deal aber ist Bögers erste Niederlage. Sein Widersacher kommt dabei aus den eigenen Reihen – Wolfgang Nagel stimmte bereits im Senat für den üblen Subventionsvertrag. Dem Bausenator nämlich ist ein erfolgreicher Sozialdemokrat sofort unheimlich, wenn er nicht Wolfgang Nagel heißt. Dirk Wildt

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