Vulkan-Chef Hennemann muß gehen

■ Hennemann muß gehen, sein Unternehmens-Konzept soll fortgeführt werden werden (s.S. 6 u. 10)

Sieben Stunden lang tagte gestern der Aufsichtsrat in der Chefetage des Vulkan-Verbundes am Domshof, dann war es raus: Vorstandsvorsitzender Friedrich Hennemann muß demnächst gehen, Rüdiger Zinken, seit 1994 im Vorstand und für Finanzen zuständig, fliegt fristlos raus, ebenso geht ab sofort Prof. Triebold, zuständig für „Entwicklung“ im Vorstand. Damit, so der Aufsichtsratsvorsitzende Johann Schaeffler, solle „wieder Ruhe in das Ganze“ einkehren. Das Vulkan-Konzept von Hennemann, so unterstrich Schaeffler dabei, werde nach wie vor vom Aufsichtsrats getragen, Hennemann solle „zur Sicherung der Kontinuität“ zur Verfügung stehen, bis ein neuer Konzernchef gefunden sei.

In der kurzfristig anberaumten Pressekonferenz ging es dann um die Frage, wer oder was die Unruhe geschaffen hatte. Eine „positive, vorwärtsgerichtete Orientierung in die Zukunft“ solle die Personalentscheidung bringen, führte Schaeffler aus, ohne aber sagen zu wollen, daß Hennemann der entgegengestanden hätte. Der neue sollte „das von Hennemann geleistete Aufbauwerk in diesem Sinne fortsetzen“, „wir suchen einen Neuansatz mit einem neuen Team“. Schaeffler widersprach den Befürchtungen: „Wir werden keinen Sanierer suchen“. Auch von dem Gerede über den „nationalen Werftverbund“ hält Scheffler nichts - „eine Chimäre“, sagte er. Stimmt es, daß die Commerzbank es zur Bedingung des unter ihrer Konsortialführung bereitgestellten 300-Millionen-Kredits gemacht hat, daß Hennemann geht? „Ich bin nicht imstande, dazu Stellung zu nehmen“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende.

Klaus Müller-Gebel, Commerzbank-Vertreter aus Frankfurt, sah sich imstande, mehr zu sagen. Der 95er Zwischenbericht des Vulkan sei „nicht maßlos erfreulich“ gewesen. Hennemann habe vielleicht „etwas zu euphorisch“ den Eindruck erweckt, der Vulkan sei über den Berg, und Dividenden versprochen. Daraus wird nun voraussichtlich auch für 1996 nichts. Ein „Problemchen“ habe es gegeben, aber mit dem Kredit sei das geklärt. Es habe keine Rücktrittsforderungen der Commerzbank im Zusammenhang mit neuen Kreditzahlungen gegeben, versicherte Müller-Gebel, nur: Andere Banken hätten ihr Stillhalten an „Bedingungen“ geknüpft, das sei doch verständlich, wenn man in der Zeitung immer wieder solche schlechten Nachrichten vom Vulkan lese. Hat nicht die Commerzbank die Welle der Spekulationen in Gang gebracht, als sie offiziell den 300-Mio-Kredit bestätigte? Das will Müller-Gebel so nicht gewertet wissen. Die Besprechungen mit den anderen Banken seien vor den Schlagzeilen gelaufen, versichert er. Wie konnten andere Banken den Konsortialführer so unter Zugzwang setzen? Welche anderen Banken? Das alles fällt wieder unter das Banker-Geheimnis. Die Commerzbank jedenfalls, frei von jedem Verdacht, habe ihr Geld „gegeben, weil wir an das Konzept glauben“ – eben das von Hennemann.

Friedrich Hennemann war so hingerissen, von den Äußerungen des Commerzbank-Chefs, daß er sie sich im Munde zergehen ließ und mehrfach einfach nur wiederholte, was Müller-Gebel über den Zustand des Vulkan und sein Konzept gesagt hatte: Mit dem 300-Millionen-Kredit sei das „Problemchen“ gelöst, er wolle die Konzernführung zur Wahrung der Kontinuität geordnet übergeben. „Das Unternehmen hat morgen kein Problem mehr“, versicherte Hennemann optimistisch. Die Schulden seien von ca. 580 auf ca. 780 gestiegen, bei einem Konzernumsatz von ca. 6 Milliarden liege dies in dem Bereich des „day to day-business“. Ihm sei es vor allem darum gegangen, daß die Kontinuität gesichert werde und keine „Übernahme“ stattfinde – die sei „abgewendet – sondern eine „Übergabe“ stattfinde.

Die Arbeitnehmer-Vertreter im Aufsichtsrat hatten schon in den vergangenen Tagen deutlich gemacht, daß sie von dern Vorbereitungen des Hennemann-Sturzes nichts mitbekommen hatten. IGM-Bezirksleiter Teichmüller erklärte, man habe dann doch zugestimmt, aber „lieber eine andere Entscheidung gesehen“. K.W.