: Atomstreit in Den Haag
■ Frankreich verteidigt Bombentests vor dem Internationalen Gerichtshof
Den Haag (dpa) – Neuseeland hat Frankreich gestern vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag scharf angegriffen. Der Direktor der Rechtsabteilung des neuseeländischen Außenministeriums, Don MacKay, sagte, die ignorante Art, mit der Frankreich seine südpazifischen Nachbarn behandele, wäre in Europa undenkbar. MacKay forderte von Frankreich eine unabhängige wissenschaftliche Untersuchung zum Zustand des Moruroa-Atolls. Die Daten, die Frankreich bisher an die Staaten im Südpazifik weitergegeben habe, seien unzureichend, um die Risiken einschätzen zu können. Bis zum Abschluß der Untersuchung müsse Frankreich die Tests stoppen, forderte MacKay. Der Präsident der Rechtskommission von Neuseeland, Sir Kenneth Keith, warf Frankreich vor, internationale Verträge zu brechen. Paris habe selbst mehrere Konventionen unterzeichnet, die eine radioaktive Belastung der Umwelt verbieten. Wegen der brüchigen Struktur des Moruroa-Atolls sei das Risiko aber groß, daß radioaktives Material entweichen könne. „Jeder Tag bringt neue Beweise für das Urteil der Weltöffentlichkeit, daß Atomtests keinen Nutzen haben“, sagte Keith.
Frankreich reagierte verärgert: Weder kurz- noch langfristig würden die Tests die Umwelt belasten, versicherte der französische Delegationsleiter Marc Perrin de Brichambaut. Neuseeland mißbrauche den Internationalen Gerichtshof als „politisches Forum“.
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