: Den Muscheln geht's mies
Miesmuschelfang ist erlaubt. Sogar im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Doch was die Fischer derzeit dort mit den Miesmuscheln treiben, dürfte bald zur Ausrottung der Miesmuschel führen. Das prophezeit der deutsch-niederländische Verein für Naturschutz im Wattenmeer, der Verein „Wattläufer“. Die Fischer fingen nämlich nicht einfach ein paar Miesmuscheln, sondern würden ganze Muschelbänke abrasieren, berichtet Christian Eisbein, Mitglied des Vereins.
Die Boote fischen mit Stahlnetzen. Diese graben sich in den Boden zerstören die am Meeresboden lebenden Organismen, die sogenannte Wattbodenfauna. Er habe nichts gegen die herkömmliche Fangweise mit einem Schlickschlitten und zwei Körben, sagt Eisbein. Diese Methode sei durchaus wieder vorstellbar, wenn, ja wenn Muscheln noch als Delikatessen gälten. Seit Muscheln jedoch per Stahlnetz in diesen Massen gefangen würden, sinke der Preis, jeder könne sich Miesmuscheln leisten, damit steige die Nachfrage enorm. Die meisten Miesmuschelfischerboote seien, so Eisbein, im Besitz niederländischer Kapitalgesellschaften. Die Besitzer seien nur am schnellen Geld interessiert. Denen sei egal, ob es irgendwann keine Muscheln mehr gebe.
Schon vor 19 Jahren hat der deutsch-niederländische Verein für Naturschutz im Wattenmeer über das Absterben vieler Muschelfelder informiert. Ursache unbekannt. Der „brutale“ Fang der Muscheln verschärfe diese Entwicklung nun noch, so der Verein. Langfristig rotteten die holländischen Muschelfischer die Miesmuschelbiotope aus, so wie es vor hundert Jahren schon mit den Austern passierte.
Wenn dann zu diesen Fangmethoden noch die Verschmutzung der Nordsee durch Überdüngung und die Einleitung von menschlichen und tierischen Fäkalien ins Meer komme – die „Wattläufer“ sehen schwarz. Irgendwann könnte die Miesmuschel nicht mal mehr als teure Delikatesse zu haben sein. ab/ Foto: K. M.
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