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Sogar als Schuh

Die umstrittene TV-Serie „Power Rangers“ bricht alle Merchandising-Rekorde  ■ Von Tilmann P. Gangloff

Seit vor gut einem Jahrzehnt die amerikanische Überwachungskommission für das Fernsehen (FCC) einen Erlaß aufgehoben hat, der bis dahin den Spielzeugherstellern die direkte Beteiligung an der Herstellung von Kinderprogrammen verboten hatte, erlebt Fernsehen für Kids einen ungebrochenen Boom. Seither stürmen die Helden der TV-Abenteuer und mit ihnen die jungen ZuschauerInnen die Spielzeuggeschäfte. Da die US-Spielzeughersteller einen nicht geringen Teil ihres Umsatzes, der sich innerhalb von nur vier Jahren von 4 auf über 12 Milliarden Dollar verdreifachte, wieder in Fernsehwerbung investierten, entstand eine für beide Seiten höchst erfreuliche Form der Kooperation.

Mittlerweile wird das Image von ausnahmslos jedem erfolgreichen Serienhelden in allen nur erdenklichen Konsumbereichen auch jenseits der Kinderzimmer ausgeschlachtet. Jüngster Hit in Sachen Merchandising: die „Mighty Morphin Power Rangers“, ein industriell gefertiges Produkt um fünf uncharismatische Teenager, die in bunten Kostümen gegen allerlei monströse Bedrohungen kämpfen. Da sie das naturgemäß mit Gewalt tun und in der Wahl ihrer Mittel auch nicht gerade zimperlich sind, kam die Serie, die RTL zunächst allmorgendlich zeigte, alsbald ins Gerede – beste Voraussetzungen für einen Spitzenplatz auf der kindlichen Hitliste. Rasch meldeten auch die Hersteller von über 150 Lizenzprodukten Rekordzahlen; allein auf dem Spielzeugsektor konnten 1994 in Deutschland 62 Millionen Mark mit „Power Rangers“-Figuren umgesetzt werden.

Sofort rüstete sich die Kölner Lizenzagentur MLC für weitere Herausforderungen: Am 13. Juli startete bundesweit „Power Rangers – der Film“. Die Merchandising-Firma ist eine hundertprozentige Tochter von Saban Entertainment, dem Hersteller der Serie, an dem wiederum die Luxemburger CLT zu 25 Prozent beteiligt ist. Da die CLT ihrerseits wichtigster Anteilseigner von RTL ist, bleibt also praktisch alles in der Familie.

„Power Rangers – der Film“ wird MLC und damit Saban und damit der CLT zweifellos erneut eine Menge Geld in die ohnehin gut gefüllten Kassen bringen. Längst haben diverse Firmen ihr Interesse daran gezeigt, an dem erwarteten Erfolg der 40-Millionen-Dollar-Produktion, die in Deutschland mit 300 Kopien startet, zu partizipieren. Das Fast- food-Unternehmen Burger King beispielsweise wird mit den „Power Rangers“ für seine Hamburger werben. Der japanische Spielwarenhersteller Bandai führt mit Actionfiguren, Videospielen, Spielzeugwaffen und Walkie-talkies ohnehin schon die Spielzeughitlisten an. Die Vorbilder fürs Spielzeug studieren die Japaner übrigens direkt am Drehort: Sie besorgen die Ausstattung der Serie.

Die Hände reiben kann sich auch der Bekleidungshersteller Americanwear, der in Deutschland eine Kollektion mit dem Logo der jungen Superhelden anbietet und damit sechs Millionen Mark umsetzte. Und Eltern, die vor dem Schuhkauf mit ihren Kindern zurückschrecken, werden erfreut sein zu hören, daß die Kids angesichts von „Power Rangers“-Schuhen gar nicht mehr zu halten sind: Schuh-Hersteller Deichmann konnte in zwei Wochen 60 Prozent seines Vorrats verkaufen.

Wer glaubt, mit dem Kinofilm sei dann alles überstanden, sei gewarnt: Demnächst bringt RTL die „Virtual Reality Troopers“, natürlich auch von Saban; und bereits jetzt kündigt Saban den nächsten Knüller an: Der „Masked Rider“, ein insektenähnlicher schlichter Abklatsch von den „Power Rangers“, kommt bestimmt...

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