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■ Das PortraitGrünes U-Boot

Als er 1993 mit respektablen 38 Prozent aus dem ersten Wahlgang für das Amt des Bürgermeisters von Rom hervorging und im zweiten auf 54 Prozent kam, schien nicht nur für Italiens Hauptstadt, sondern für das ganze Land eine neue Ära angebrochen: Daß Francesco Rutelli, 40, als Grüner Oberhaupt der Metropole werden könnte und dafür eine breite Koalition von der ultralinken Rifondazione comunista bis zu den industrienahen Republikanern eintreten würde, war bis dahin fast undenkbar. Rutellis Sieg war auch ein Zeichen für die Mobilisierung der antifaschistischen Kräfte, die dem damals senkrechten Aufstieg der Neofaschisten des Gianfranco Fini entschlossenen Widerstand entgegensetzten.

Rutelli, aus großbürgerlichem Hause stammend, über die Radikale Partei des politischen Irrwisches Marco Pannella in die Politik gelangt, dann einer der Hebel zur Wandlung der Grünen zu einem pragmatischen Ambientalismus, galt den Industriellen ebenso als Garant „maßvoller“ Politik wie den bürgerlichen Umweltschützern als Block gegen die von seinem neofaschistischen Widerpart Gianfranco Fini angestrebte Zubetonierung der Stadt.

Daß es damit nichts ist, gestand dann als erstes die exkommunistische Tageszeitung Il Manifesto ein, die Rutelli doch bei der Wahl noch Braungewendet: Roms grüner Bürgermeister Francesco RutelliFoto: Granati/ROPI

unterstützt hatte: die Stadt wird unter Rutelli zubetoniert wie noch von keinem seiner Vorgänger, die versprochenen archäologischen Parks und der Wohnungsbau lassen auf sich warten. Und nun beschert er seinen entsetzten Wählern auch noch die Umbenennung des Platzes der Schönen Künste in Largo Bottai, nach einem rassistischen faschistischen Erziehungsminister.

Über die Gründe für Rutellis Wandel gibt es viele Spekulationen – die verbreitetste besteht darin, daß Rutelli bereits an die nächsten Wahlen in drei Jahren denkt, die er dann mit einer „moderaten“ Koalition der bürgerlichen Mitte gewinnen will – was in Rom gemeinhin eine Etablierung auf Dauer bedeutet.

Dennoch ist eine andere Interpretation auch nicht auszuschließen: die, daß Rutelli von seinen Mentoren bewußt eingesetzt wurde, um die aufblühende Grüne Bewegung auf Null zu bringen und unter dem falschen Etikett des Umweltschutzes nun genau jene reaktionäre Wende zu vollziehen, die sein politischer Gegner Fini nur gegen massiven Widerstand hätte angehen können. Diese Funktion, daran ist kein Zweifel, hat Rutelli bisher meisterlich ausgefüllt. Werner Raith

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