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Bermann Fischer ist tot

■ Der frühere Leiter des S. Fischer Verlags starb am Sonntag im Alter von 98 Jahren

Frankfurt (AP/taz) – Der frühere Leiter des alten S. Fischer Verlags und Leiter des gleichnamigen Exil-Verlags während der Nazidiktatur in Stockholm, Gottfried Bermann Fischer, ist tot. Der große Verleger und Intellektuelle starb am letzten Sonntag im Alter von 98 Jahren in seinem Haus in der Toskana. Bermann Fischer war nach dem Tod Samuel Fischers im Jahr 1934 Chef des liberalen jüdischen Verlags geworden, dessen Vorstand er seit 1928 angehört hatte.

Am 31. Juli 1897 im oberschlesischen Gleiwitz geboren, hatte Bermann zunächst ein medizinisches Staatsexamen bei Professor Sauerbruch abgelegt. Nach seiner Heirat mit der Verlegertochter Brigitte Fischer trat er 1925 in den Verlag ein und nahm den Namen Bermann Fischer an.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde er beurlaubt, und Peter Suhrkamp übernahm 1936 die treuhänderische Leitung des in Berlin verbliebenen Verlagsteils.

Durch Bermann Fischer kam es zur Neugründung eines S. Fischer Verlags in Wien. 1938 konnte er mit knapper Not unter Zurücklassung seines Besitzes erst in die Schweiz und von dort nach Stockholm fliehen, wo wieder ein neuer Verlag gegründet wurde, der unter anderem die Werke Thomas Manns herausbrachte. Aber auch viele andere exilierte Schriftsteller fanden bei Bermann Fischer einen neuen Verlag.

1940 wanderte Bermann Fischer nach New York aus. 1947 führte er den Emigrationsverlag mit dem in Deutschland verbliebenen Teil wieder zusammen.

Im Jahre 1950 wurden Teile des Suhrkamp-Verlags an die Familie Fischer zurückgegeben; der Verlag erhielt daraufhin den Namen S. Fischer Verlag.

1963 hatte sich Bermann Fischer aus der aktiven Verlagsarbeit zurückgezogen und war nach Camaiore in der Toskana übergesiedelt. Dort widmete er sich künstlerischen Neigungen wie der Bildhauerei.

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