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„Unabomber“ spricht

■ Zwei US-Zeitungen veröffentlichen ein Manifest des Bombenattentäters

Washington (AP) – Die US- amerikanischen Zeitungen Washington Post und New York Times haben in ihrer gestrigen Ausgabe das Manifest des unbekannten Bombenlegers mit dem FBI-Namen „Unabomber“ veröffentlicht. Sie erfüllen damit auf Anraten des Justizministeriums eine Forderung des Attentäters, dem seit 1978 insgesamt 16 Anschläge zugeschrieben werden, zuletzt im April. Insgesamt wurden bei „Unabomber“- Anschlägen drei Menschen getötet und 23 verletzt.

Times-Herausgeber Arthur Sulzberger und Donald Graham von der Washington Post teilten am Montag abend mit, sie hätten gemeinsam „aus Gründen der öffentlichen Sicherheit“ beschlossen, das Manifest noch vor dem Ende der gesetzten Dreimonatsfrist am kommenden Sonntag zu veröffentlichen. Der „Unabomber“ hatte Ende Juni angekündigt, künftig auf Anschläge gegen Personen zu verzichten und sich auf Sabotageakte zu beschränken, wenn sein Manifest veröffentlicht würde.

Der Sprecher des Justizministeriums, Lee Douglass, sagte, die Ermittlungsbehörden erhofften sich von der Veröffentlichung weitere Hinweise auf die Identität des Täters. Bereits die Veröffentlichung von Auszügen in einigen Zeitungen habe zu neuen Spuren geführt.

Das Manifest mit dem Titel „Die Industriegesellschaft und ihre Zukunft“ beginnt mit dem Satz: „Die industrielle Revolution und ihre Folgen sind für die Menschheit eine Katastrophe gewesen.“ Der Verfasser ruft dann zu einer Revolution auf, die sich nicht gegen die Regierung, sondern gegen das wirtschaftliche und technische Fundament der Gesellschaft richtet. Er fordert die Zerstörung von Fabriken und das Verbrennen technischer Fachbücher – in dem dann entstehenden Chaos gebe es die Hoffnung auf eine Rückkehr zur ursprünglichen Natur des Menschen. Das Manifest ist mit den Initialen „FC“ unterzeichnet.

Das FBI geht davon aus, daß es sich bei dem Mann um einen Einzeltäter handelt, der in oder in der Nähe der Stadt Sacramento lebt. Sich selbst bezeichnet der „Unabomber“ jedoch stets als Vertreter einer Organisation.

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