■ Daumenkino
: Mad Love

Achtung. Dies ist ein Teenagerfilm. Und das ist nicht etwa abfällig gemeint, wie man es zunächst verstehen könnte. Es ist halt ein Film, bei dem die Tonspur raffinierter & satter und also wichtiger ist als die Bilder. Alternativer Rock aus Seattle, das ist der Soundtrack zu dem Hollywoodprodukt „Mad Love“, kontrolliert angebaut von der britischen Regisseurin Antonia Bird („Priest“). Bird kombiniert auf berechenbare Weise die High-School-Lovestory mit dem Road Movie und dem politisch korrekten Fernsehspiel. Casey (Drew Barrymore), die weibliche Hauptperson, ist reif für die Therapie, sie ist manisch depressiv. Mit ihren Eltern ist sie gerade frisch aus Chigaco ins bodenständigere Seattle zugezogen. Die Tochter reicher 68er-Eltern macht zunächst Sachen, die durchaus normal sind für ganz normal manisch Pubertierende: Sie betätigt ohne Not den Feuermelder, neckt junge Herren in Diva-Pose, denkt sich bizarre Mutproben aus, schwänzt den Unterricht. Aus dieser Doppeldeutigkeit bezieht Mad Love seine Grundspannung.

Der naturburschenhafte Mittelschichtssohn Matt (Chris O'Donnell), der rührend auf seine kleinen Zwillingsgeschwister aufpaßt, verliebt sich in Casey, das blonde, fluchende, laute Musik liebende, rauchende Girlie. Ihm imponiert, daß sie nach Herzenslust ihren VW Käfer mit Fußtritten zerbeulen kann, während er sich mit zwei altklugen ABC-Schützen abplagt. Matt ahnt zunächst kaum was vom ungemütlichen Gemüt seiner Freundin – zumal sein Hobby das Sternegucken ist.

Nun könnte es so richtig losgehen, das Pubertieren unter erschwerten Bedingungen – zwischen Stubenarrest und Picknick, zwischen Wohnküche und Diskothek. Aber nein. Jetzt beginnt der Road-Movie und alles wird noch übersichtlicher. Matt befreit Casey aus der Psychiatrie, in die ihre Eltern sie nach einem Suizidversuch haben einweisen lassen. Mit dem Pick-up geht's Richtung Südwesten: schmierige Typen der Landstraße, silberne Colts, nette Mexikaner. Das Land ist weit, der Film humorfrei, ein Showdown in der Wüste deutet sich an. Recht viel redundantes Bildmaterial wird mit knackigen Sounds unterlegt. Oder provoziert die viele Musik all die erhebenden Landschaftsbilder? Egal. Nach einem heftigen Verfolgungswahnanfall von Casey muß Matt erkennen, daß es nichts wird mit der Flucht in ein gemeinsames Leben. Ein zweiter Selbstmordversuch von Casey, sie kehren zurück nach Seattle, Casey reist weiter in die Therapie. Am Ende bekommt Matt einen Brief mit einem Bild von Casey vor einer Ziegelsteinwand in Chicago. Filmende: Ein Standfoto vom Jungstar mit viel Musik. Wo kann man den Soundtrack kaufen? kotte

Mad Love, USA 1995, 96 Min. Regie: Antonia Bird. Mit Drew Barrymore, Chris O'Donnell, Joan Allen.