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FDP: Nur Meisen sind schöner

Der isländische Künstler Ulfur Hródólfsson (geboren in Keflavik) beschäftigt sich in seiner Arbeit mit zeitgenössischen Strömungen in der Kunst. Sein besonderes Interesse gilt dabei der Diskussion um „political correctness“, kurz „p.c.“ genannt. Während seines Berliner Studienaufenthaltes lernte er den Berliner Künstler Wolfgang Müller (geb. 1957 in Wolfsburg) kennen, der sich mit dem Thema „parus caeruleus“, kurz „p c“ befaßt. „Parus caeruleus“ ist der lateinische Name für Blaumeise.

Ulfur Hródólfsson recherchierte über den in Island nicht vorkommenden Vogel, welcher ein blau-gelbes Federkleid trägt. Das sind, wie er feststellte, auch die Farben der liberalen Partei in Deutschland, der FDP, einer Partei, die gerade im Überlebenskampf steckt. Der Künstler stellt nun bei „Zwinger“ (Dresdner Straße 125, Berlin-Kreuzberg) FDP-Wahlwerbematerial aus, das mit stempelartigen Blaumeisenaufdrucken (Siebdruck) sowie seiner Signatur versehen wurde. Das Angebot reicht vom einfachen Papierfähnchen (10 Mark) bis zum kompletten FDP-Info-Tisch inklusive dreier Regenschirme und eines großen Sonnenschirms (12.000 Mark). Ulfur Hródólfsson gelang es, einen FDP-Sprecher für das Grußwort zur Eröffnung der Installation zu gewinnen: Frau Erika Danckwerts (Arbeitskreis Kulturpolitik der Berliner FDP).

Sie wies in ihrer Rede auf „den ästhetischen Reiz unserer Initialfarben Blau und Gelb“ hin. Dieser sei stärker als der des „monochromen Rot, Schwarz oder Grün“. Danckwerts: „Weder Kunst noch Kitsch lassen sich definieren. Es ist letzlich egal, was unsere Großeltern über diese Installation gedacht hätten. Mich spricht sie an. Viele Vögel machen fröhlich! Es gibt 51 Meisenarten, das habe ich im Lexikon nachgeschlagen.“ Dann verabschiedete sich Frau Danckwerts zum „Wahlkampf nach Zehlendorf“.

Keinesfalls sieht Ulfur Hródólfsson seine Berliner Arbeit als eine parteipolitische, die sich für oder gegen Blaumeise oder FDP ausspricht. „Es gibt überhaupt keine FDP und Blaumeisen in Island“, so Ulfur.

Und was sagt Künstlerkollege Wolfgang Müller dazu? Immerhin kann er seine Stimme bei den Berliner Wahlen für eine Partei seines Vertrauens abgeben. „Die FDP wird es nicht sein“, so Müller. „Trotzdem bin ich natürlich neugierig, wie Ulfur mit diesem Thema umgeht.“ Abb.: P.C.

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