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Eine Beilage mit sieben Siegeln

Die sieben apokalyptischen Siegel wurden 1907 nach Skizzen Rudolf Steiners für einen theosophischen Kongreß in München gemalt. Steiner fand die Bilder unkünstlerisch, nahm sie aber, da er damals nichts Besseres hatte. Ihm kam es bei der bildnerischen Ausgestaltung des Saales darauf an, überhaupt mit einer Symbiose künstlerischer Raumgestaltung und spiritueller Betätigung zu beginnen. Dieses Motiv führte dann 1913 zu dem Gesamtkunstwerk des Dornacher Goetheanum- Baues. Die Bildmotive der sieben Siegel sind in der Apokalypse des Johannes zu finden. Sie können als Chiffren verstanden werden, die Stufen der Menschheitsentwicklung zum Ausdruck bringen. Das Grundmotiv des vierten Siegels, mit den beiden Säulen und dem Buch, das verschlungen werden soll, kommt prägnant zum Ausdruck in einem Satz Max Stirners: „Das Wissen muß sterben, um als Wille wieder aufzuerstehen.“ Dieses Siegel bezieht sich auf die Gegenwart. Die sieben Siegel beschreiben einen Weg der Individualisierung des Geistes im Menschen, die zur praktischen Betätigung und neuer Gemeinschaftsbildung führt. Der Sinn der Entwicklung erscheint im siebten Siegel im Bild des neuen Jerusalem. Martin Kollewijn

Siegel gemalt von Clara Rettich, 1907.

Aus: Rudolf Steiner, „Bilder okkulter Siegel und Säulen“. Rudolf Steiner Verlag,

Dornach/Schweiz: 1993.

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