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Hereinspaziert ins Atomkraftwerk

■ Ganz Kalkar ist begeistert: Der Schnelle Brüter wird Vergnügungspark mit Wasserorgel, Bächen und Fontänen

Den Haag/Kalkar (taz) – Alles spricht dafür, daß aus dem Schnellen Brüter in Kalkar tatsächlich das „Kernwasserwunderland“ wird, das Hennie van der Most dort neulich entdeckt hat. Der Gemeinderat der Stadt Kalkar hat sich am Donnerstag abend für den Plan des niederländischen Kaufmanns ausgesprochen, die Bauruine in einen Vergnügungspark mit Hotels, Tennisplätzen und einem Badeparadies umzuwandeln. Der endgültige Entscheid über das Projekt liegt jedoch beim Eigentümer, der Kernkraftwerksgesellschaft SBK in Essen, und der Bundesregierung. In Essen zeigt man sich an allem interessiert mit Ausnahme eines Elektrizitätswerkes. Van der Most will in den Kühlturm eine Wasserorgel installieren. Die Pumpen, die ursprünglich für den Transport des radioaktiven Wassers vorgesehen waren, sollen jetzt Fontänen antreiben und Bäche, die an den geplanten Hotelanlagen auf dem Gelände vorbeifließen. Daß Kalkar beim Besucher auch schlechte Assoziationen wecken kann, macht dem Geschäftsmann keine Angst. Schnell ließe sich das auch ins Positive ändern, meint er. Der Bürgermeister von Kalkar, Karl-Ludwig van Dornick, freut sich. Seit Jahren müht er sich vergebens, das schlechte Image seiner Stadt loszuwerden. Der Vergnügungspark würde außerdem direkt an ein Naherholungsgebiet grenzen, das die Stadt mit öffentlichen Mitteln bauen will.

Hennie van der Most hat in den Niederlanden einige Erfahrung mit der Umnutzung ungewöhnlicher Objekte gesammelt. So entstanden aus einer Kartoffelmehl- und einer Textilfabrik sowie einem Krankenhaus van der Mostsche Erholungszentren und Vergnügungsparks.

Dem Vernehmen nach bot er für den einst acht Milliarden Gulden teuren Schnellen Brüter dreieinhalb Millionen Gulden. Doch allein der Unterhalt der Anlage auf dem 17 Hektar großen Gelände soll sich jährlich auf fünf Millionen Gulden belaufen. Harald Neckelmann

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