: Diskreter Lieferant
■ Woher bekam die TU München 400 Kilogramm Bombenuran?
Berlin (taz) – Angeblich liegen für den geplanten Forschungsreaktor von Garching rund 400 Kilogramm hochangereichertes Uran (HEU) bereit. Woher sie kommen, ist jedoch ein Geheimnis. Auf Fragen der SPD-Abgeordneten Wolf- Michael Catenhusen und Horst Kubatschka nach dem Lieferanten erklärte der Staatssekretär im Forschungsministerium Bernd Neumann (CDU) lediglich, der Technischen Universität München liege ein „bindendes Angebot“ eines von der Euratom-Versorgungsagentur (ESA) vermittelten Lieferanten vor. Seitens der ESA sei es „nicht üblich, Quellen für die Lieferung von Uran zu nennen“.
Auf entsprechende Nachfragen versicherte Neumann, die Mengen, um die es derzeit gehe, stammten aus „westlichen Quellen“. Es könne sich um frühere Lieferungen aus den USA, aber auch um solche aus dem europäischen Ausland handeln.
Kubatschka bemerkte zur Auskunftsfreude des Staatssekretärs, der Forschungsmeiler mutiere immer mehr zu einem „Schloß im Nebel“. Seit Monaten versuchen Parlamentarier von SPD und Bündnisgrünen auf bayerischer, bundesdeutscher und europäischer Ebene vergeblich herauszufinden, aus welchen Quellen sich die Münchner bedienen wollen. Die USA hatten unmißverständlich erklärt, daß die amerikanische Gesetzgebung keine Lieferung von bombentauglichem Material für neue Forschungsreaktoren mehr zulasse. Hinter den Parlamentarier- Nachfragen verbergen sich mehrere Vermutungen. Außer aus amerikanischen Restbeständen könnte der Stoff auch aus französischen oder britischen Militärbeständen stammen. Schon länger besteht außerdem der Verdacht, daß die TU München selbst vor einem Lieferanten aus Rußland nicht zurückschrecken würde. Das wollen die USA mit allen Mitteln verhindern, um nicht das Tor zu öffnen für einen erneuten Boom beim Handel mit brisantem Bombenstoff. Gerd Rosenkranz
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen